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Wochenbericht.
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formiruug und Ausrüstung, mit Ausschluß der Waffen, ist Sache der Obersten jedes Regiments, wie in der russischen Armee; sie zogen daraus einen nicht unbedeuten­den Theil ihrer Gage, der natürlich im Verhältniß mit ihrem kaufmännischen Talent stand. Erst vor wenigen Tagen ist durch kvnigl. Ordonnanz die Einrichtung ge­troffen, daß die Obersten fixirt werden für ein Garderegiment mit -1000 Psd. jährlich und daß sie die Ausrüstuugsgegeuständc auch in Zukunft besorgen, aber zum Kostenvrcis dem Staatsschatz zu verrechnen haben. Ein anderer Ucbelstand, daß das Staatssccretariat für den Krieg bisher mit dem für die Colonien ver­bünden war, hat jetzt ebenfalls aufgehört. Der Herzog von Newcastle behält blos das erstere Amt uud gibt das Portefeuille des Colouialministers in andere Hände: ob er aber in .seiner Hand die Machtvollkommenheit eines festländischen Kriegs­ministers concentriren wird, wie im Land nnd in der Presse allgemein gewünscht wird, läßt sich aus Lord Russells Rede, mit der er dem Unterhause die beabsich­tigte Veränderung anzeigte, nicht erkennen. Daß man als uenen Kriegsminister lieber Lord Palmcrston gesehen hätte, ist kein Tadel für den Herzog von Newcastle, der sich bisher überall kräftig uud thätig gezeigt hat, sondern nur ein Zeichen, daß man der Energie und Geschäftsgewandtheit des ehemaligen Secretär des Auswärtigen ein angemesseneres Feld wünscht, als das jetzige. Rücksichten aus die Vvrurtheile der Kontinentalmächte, die man jetzt schonen muß, mögen Anlaß gewesen sein, daß man von der Wahl abgesehen hat. Ueber den neuen Cvlonialsecretär verlautet noch nichts. Lord Russell war es früher schon, und die Colonien sind vielleicht dasjenige der vielen Departements, die er bereits bekleidet hat, welches er mit dem größten Erfolg verwaltet hat, und noch gedenken seiner die Bewohner der Colonien mit Dankbar- kcit: aber das Amt eines Führers des Unterhauses absorbirt vollkommen seine Thä­tigkeit und seine Kräfte; von anderer Seite hört man, er solle Präsident des ge­heimen Raths werden, wo er dann die sehr sür ihn passenden ErziehnngSangelc- gcnheiten unter sich bekommen würde, und der jetzige Inhaber der Stelle, Lord Granville, solle das Colonialamt übernehmen. Endlich wird Sir Eh. Grcy als Kandidat genannt, der wegen der Ehrenhaftigkeit seines Charakters nnd als Par­lamentsredner in verdientem guten Nnfe steht, nntcr dem Ministerium Nnssell das Portefeuille des Innern hatte, bei der Bildung des neuen Ministeriums aber noch nicht Parlamentsmitglied war. Durch seinen Eintritt in das Cabinet würde das whiggistische Element des Cabinets eine erhebliche Verstärkung erhalten.

Die durch die oben gemeldete Trennung des Colonial- von dem Kriegs- secrctariat nothwendig gewordene Reorganisation des Cabinets hat mittlerweile stattgefunden, aber in einer Weise, die, wie es scheint, nicht sehr befriedigt hat, und das Ausehen des gegenwärti'gen Ministeriums zu erschüttern droht. Staatssekretär für die Kolonien ist Sir Ch. Grey geworden, eine Ernennung, die von einem großen Theil der Presse nicht sehr srendig aufgenommen worden ist, und einige weitere Personalveränderungen znr Folge gehabt hat, die nicht glücklich genannt werden können. Sir Ch. Grey war bereits früher einmal unter Lord Glenelg vier Jahre lang Colonialsecrctär, und seine Amtsführung war durch den Ausstand von Canada und die Suspension der Verfassung von Jamaica bezeichnet. Der Reinheit seines po­litischen Charakters läßt man alle Gerechtigkeit widerfahre»?, aber er war nie wegen administrativer Talente berühmt, uud seine geringe Energie kann durch den lei-