436
macht haben: ich wollte nur, eben weil wir einem glücklichen Winter, entgegensehen,*) den Wunsch sagen, daß es auch nach einem geordneten Plane eingetheilt würde. Rennschüb**) thut an seiner Seite, alles was man mit dem redlichsten Fleiß thun kanu, er übertrifft an Glück uud Geschmack, so wie an treffender Einrichtung- seinen Vorgänger weit. Nun wünsche ich, daß iezt noch neben dem richtigen Blick, auf die Erhaltung des Ganzen, ein eben so sorgsamer Blick auf die Fortschritte der Kunst geworfen werde.
Es yiebt Stücke, die au und für sich sürtrefflich sind; die aber, wenu man mit der Bildung des Publikums Plane hat, zur Auffürung denuoch nicht taugen.
Emma ist ein Meisterstück des Witzes, ein Muster des Dialogs, richtiges Gemälde gewißcr Hofe. Doch wollte ich man hätte es nicht ohne Namcnänderung gegeben. Auch dem Spaß des Fürsten mit dem Bauer hätte ich eine andere Wendung gewünscht. Ferner erlauben mir Jhro Excellenz die Frage, die ich sehr wichtig halte, zu thun:
1) Was > hat die Deutsche Bühne durch Vorstellung der Räuber gewonnen, oder verlohren?"*)
*) So schreibt auch Schiller am 2-i>. August -1784 anDalbcrg: „Auf diesen Winter freue ich mich."
Er war Regisseur-
Wie nahe Jfflaud Schiller stand nlld wie er in ihm den Dichter erkannte, der dem deutschen Drama einen neuen Aufschwung geben würde, ist bekannt. Es wird nicht ohne Interesse seiu, dagegen das Urtheil zu hören, welches Schröder in seinen Briefe» an Dalberg wiederholt cmssprach.
(Wien, den K. Dec. -I78-I). — Nnn fürchte ich cmch für die Räuber. Vor i Wochen hab' ich es erst gelesen, und hätt' ich mir es nicht vou Dresden schicken lassen, so wüßte ich noch nichts davon. — Ein grosser Roman in dramatischer Form! Gemählde, die nnr die glüendste Imagination hinwerfen kann! tiefe Kenntniß des bösen menschlichen Herzens — aber bey alledem zweifle ich, daß eine Bearbeitung davon ans dem Theater Glück machen könne. — Man wird sagen, herrlich! nnd es nicht zum zweiten male sehen wollen. Doch wünsch ich, mich zn irren." —
(Wien, den -19. Januar -1782). — „Auf die Umarbeitung der Räuber bin ich äusserst begierig — ich fürchte immer, VaS Stük wird soviel schreckliches behalten, daß es nicht allgemein gefallen kann."
(Wien, den 29. Sept. -1783). — „Schillers Acquisitiou ist dem deutschcu Theater zuträglich. Bey so vielem Talent bedarf er nnr Erfahrung um den Sturm und Drang, der izt noch iu seinen Arbeiten zu sehr herrscht, zu massigen."--
(Wien, den 22. May -1784). — Schillers neuestes Stück keim ich »och nicht. Es ist schade um des Mannes Talent, daß er eine Laufbahn ergreist, die der Ruin des Deutschen Theaters ist. — Die Folge ist deutlich. Wird der Geschmack au diesen Sturm uud Drangstücken allgemein, so kann kein Pnblicnm ein Stück goutiren, das nicht wie ein Raritciten- kasten alle fünf Minuten etwas anders zeigt — in welchem nicht alle Leidenschaften immer aufs höchste gespannt sind. — Wir werden in zehn Jahren keinen Schauspieler haben; denn diese Sachen spielen sich selbst; und wer sie zuerst spielt ist ein Roscius uud Garrick. — Ich hasse das französische Trauerspiel — als Trauerspiel betrachtet — aber ich hasse auch diese rcgelloseu Schauspiele, die Knust und Geschmack zu Grunde richten. Ich hasse Schillern, daß er wieder eine Bahn eröffnet, die der Wind schon verweht-.hatte." —
(Hamburg, den 20. Juni -I78S). — „Denn — erlauben wir Ew. Ex- folgenden Vor- wnrf: Sie haben das jetzt lebende größte dramatische Talent, Schillern bey sich uud zwängen