Beitrag 
Ueber die bevorstehenden Ereignisse auf dem Donaukriegstheater.
Seite
130
Einzelbild herunterladen
 

130

gischen Schlages gegen HM Pascha, wieder umkehren, oder größere Offensiv- vperationen damit einleiten wollen.

Darf man das letztere annehmen, so ist es interessant, sich über den Znsam­menhang klar zn werden, in welchem diese Operationen zu dem Zweck des Krieges selbst stehen. Mit dem Uebergange hat Nußland vorerst erklärt, daß es den Krieg auf die andere Donauseite hinüberspielen will, was aber beabsichtigt seine Strategie, sobald dieses Resultat erreicht ist? Man darf unter keinen Umständen voraussetzen, daß Fürst Paökewitsch oder wer sonst die rnssischcn Strcitkräfte be­fehligt, es in seinem Interesse halte, die Ankunft der britisch-französischen Hilfs­armee in einer Stellung mit dem Rücken an die Donau lehnend, >zn erwarten. Wenn auch von Seiten der russischen Heeresführnng bislang Fehler begangen worden sind, so berechtigt gleichwol nichts zu der Annahme, daß sie absichtlich und in einem kritischen Momente, wo neue Streitmassen gegen sie zn lasten beginnen, sich iu eiue bedrohte Situation und in deren Hintergründe die Möglichkeit einer großen Katastrophe liegt, bringen werde. Dem entgegen mnß man vielmehr zu dem Schluß kommen, daß dem Uebergauge nnd den ihm nachfolgenden Opera­tionen die Absicht zu Grunde liegt, die Lage zu verbessern, ehe jene Nerstärkuu- geu auf feindlicher Seite bei den zu erwartenden Entscheidungen mitzuwiegeu vermögen.

Im großartigsten Sinne gefaßt wäre diese Verbesserung in der Delogirnng der türkischen Armee ans der Bulgarei, in ihrer Rückwerfnng hinter den Balkan und in der Besitznahme der Defileen dieses großen und schwer zn passircnden Scheidegebirges zn suchen. Dnrch das letztere gewännen die Russen eine neue vorgeschobene Basis, der Krieg, anstatt in Bulgarien nnd in der Walachei geführt zn werden, würde nach Nnmelien hinübergespielt, die französischen nnd eng­lischen Armeen aber blieben in die Nähe von Konstautinopel gebannt, und könn­ten ohne Gefahr für diesen entscheidenden Punkt nicht daraus entfernt, am min­desten aber zu Flankenoperationen au der bulgarischen oder rnssischcn Küste ver­wendet werden. Sollten letztere unternommen werden, so würden sie ein neues abgesondertes Heer erheischen.

Aber so weit das sieht jedermann ein wird Nußland eine große, entscheidnngsreichc Schlacht nicht vorgreifen lassen. Die Besitznahme eines so weiten Kriegsranmes wie die Bulgarei ist nicht die Sache von Tagen und Wochen, sondern von Monaten, und letztere liegen zwischen dem gegenwärtigen Augenblick und der Auknnst der cvnibinirten Armeen nicht mehr mitten inne.

Aber dem russischen Feldherrn bietet sich noch ein anderer Operationsplan dar, welcher minder umfassend ist, nnd demnach in kürzerer Zeit ausgeführt wer­den köuute. Untersuchen wir, wie weit seine Realisirnng im Bereich des Mög­lichen liegt.

Es ist-aiich dem Laien im Kriegswesen klar, daß für die Streitkräfte