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Aus Konstantinopel.
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teressen nicht ausschloß, dem östreichischen nnd preußischen eben damit anpaßten und ideutificirten.'

Es ist das für die hiesige Hauptstadt seit einigen Tagen kein bloßes Ver­muthen mehr, sondern bereits zur Thatsache geworden. Wir kennen Oestreichs enge Annäherung an die Westmächte durch den Belgrader Courier, der, aus An­laß der wichtigen und freudigen Post, welche er zu überbringen hatte, diesmal zwei Tage früher hier eintraf, wie sonst üblich ist. Von Preußen aber hegen wir die Zuversicht, daß es um so weniger unsere guten Erwartungen täuschen werde, als es sich eine geraume Zeit zum Ueberlegen genommen hat.

Die Veränderungen, welche im hiesigen Ministerium vorgegangen, beschrän­ken sich auf die Neubesetzung zweier Miuisterstellen, von denen, die eine, des Scheit ül Islam von Wichtigkeit ist.. Der Abgetretene wollte sich durchaus nicht zur Unterschrcibung der dem Christenthum und seinem Interesse gemachten Zu­geständnisse bequemen; er heißt Ans Efeudi, und sein Nachfolger führt denselben Namen, welcher zu deutsch weise und fromm zugleich bedeutet.Hackt mir die Hände ab!" so erzählte mir ein Pascha hatte er gerufen,ich will, ich darf, ich kcmu uicht unterschreiben! es ist gegen uusere heilige Religion; wir sind keine Muselmanen mehr, wenn wir in das willigen!"

Es kann nicht fehlen, daß diesen Zeilen die Nachricht von dem am 24. v. Mts. erfolgten Auslaufen der Flotten weit vorangegangen sein wird. Sie sind in einer Vollzahl in den Pontns cingesegclt, wie dies vordem noch nicht ge­schehen. Nur die beiden französischen SchiffeCharlemagne" (Schraubenzwei­decker) und Heron verblieben auf dem Ankerplatze von Beikos zurück. Warum mau grade ein Dampflinienschiff znr Hut des Bospors zurückgelassen, wo es, im Verein mit den Schlössern der Meerenge, immerhin nnr als schwimmende Batterie wird wirken können, ist nicht klar ersichtlich. Soviel scheint aber aus dem ganzen Arrangement nnd ans der Richtung, welche die ausgegangene combi- uirte Flotte genommen, ersichtlich, daß man es ans eruste Diuge bei dieser Ope­ration abgesehen hat und in dieser Hinsicht ist es möglich, daß. zur Zeit, wo die­ser Brief Ihnen vorliegt, schon eine telegraphische Depesche rücksichtlich der ersten scharfen französisch-englischen Schießproben im Euxin in Leipzig angelangt sein wird. Möglich, daß die Admirale Dundas uud Hamelin im Sinne haben, die russische Flotte, vou der man sagte, daß sie Segel (Linienschiffe?) stark Seba- stopol verlassen habe, um bei Odessa Truppe» für Nedut-Kale einzunehmen, von jenem Kriegshafen abzuschneiden gedenken.

Die Veranlassung zu diesem russischen Truppentransport scheint durch die Fortschritte der Bergvölker längs der Küste von Georgien gegeben worden zu sein. Ein französischer Dampfer, welcher uenlich hier eingelaufen, will bei Re- dut-Kale gewesen, es brennen gesehen und aus der benachbarten Batterie einen Schuß empfangen haben, infolge dessen er näher herangegangen sei, worauf