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Der Dialog des Dotto und Ignorante in römischen Kirchen.
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Licenz, was man in gewöhnlicher Zeit ohne Licenz darf. Das ist eine canitäl Und die Kirche nennt sich unsere Mutter? Lire Kella m-rärsl D. Wenn eine gute Mntter ihren Sohn vor einer Speise zurückhält, die der Arzt verboten hat, cjuesta non e ^-rritä, ma. earit^. I. Aber der Arzt hat es ja nicht verboten. D. Der Arzt ist Gott. Er hat für das Heil unserer Seele, nnd das ist un­endlich wichtiger, als das Heil unseres Leibes, die Fasten-verordnet. Die Kirche als gute Mntter hält ihre Söhne zur Befolgung seiner Verordnungen an. I. Wenn Ihr mir Gottes Wort anführt, kaun ich nichts dagegen sagen. Aber da fällt mir ein Fall ein, über den ich Eure Meinung hören möchte. Ich kenne eine Familie, die aus Vater, Mntter und einem Sohne besteht. Die Eltern sind kränklich und haben die Erlaubniß, der Sohn aber, ein Giovanotto, ist gesund und kräftig. Was soll er thun? Darf er mit den Eltern mitessen? D. Allerdings. In dem Fall, wo die Beobachtung der Vorschriften den Hausvater zwingen würde, zwei Mahlzeiten zu veranstalten, tritt die Licenz für die Angehörigen ein. I. Und röte ist es, wenn jemand sich außerhalb seines Wohnorts befindet, z. B. ein Feldmesser oder mercanto di Campagna; er ist z. B. au einem Ort in der Campagna oder auch in Rom selbst. Er ist fremd und geht an einem strengen Fasttage in die Locanda oder Osterie. Er verlangt Fastenspeisen, es sind keine da. Was soll er thun? D. Wenn keine Möglichkeit da ist, sich mir dem Vorgeschriebenen zu versehen, namentlich in der Campagna, so begeht er keine Sünde, wenn er ißt, was er findet. I. Also thuu die Wirthe und Garköche ganz gut, wenn sie auch an strengen Fasttagen nur grassv bereite«. Sie ver­kaufen mehr, uud die Leute, die es esseu, begehen ja, wie Ihr sagt, keine Sünde.

D. Im Gegentheil, sie thun übel; denn sie begehn selbst eine Sünde. Ihre Gäste sündigen deshalb nicht, weil sie sich im Fall der Noth befinden. Sie aber haben gar keinen Gruud gegen die Vorschrift zn handeln. Sie dürfen ja immer neben den Fastenspeisen auch grasso bereite», weil manche gute Christen aus Gesundheitsrücksichten oder sonst, durch die Liceuz entbuuden sind. I. Mir fällt aber uoch ein dritter Fall ein. Ein armer Teufel, der überhaupt nichts zn beißen hat, geht in die Kloster oder zu Wohlthätern, um einige Brocken zu er­häschen. Da gibt man ihm nun die Ueberreste der Mahlzeit des Tages vorher. So kann es komme», daß er am Freitag von deu Speisen des Donnerstags zn essen bekommt. D. Er ist entbunden; denn da er sich auch im Fall der Noth befindet, so begeht er keine Sünde. I. Also kann er auch Fleisch uud Fisch zusammen essen? D. Wen» das eine von beiden ausreicht, um seiuen Hunger zn stillen, soll er sich des andern enthalten, ist aber das Stückchen Fleisch d'as er bekommt, zn klein, so mag er 'immerhiu den Fisch dazu essen. I. Neulich war ich,selbst am Aschermittwoch bei einem Freunde zu Tisch, dort werden die Fasten niemals beobachtet. Nun war ich noch so in Gedanken an deu Carueval, daß ich ganz die Fasten vergaß. Man sagt auch, in Mailand rechnen sie diesen