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beichtet zu haben, und so oft kaun man doch nicht beichten. D. Warum nicht? I. Nun man beichtet etwa, wenn man geraubt oder gemordet hat oder dergleichen. D> Wie übel denkt Ihr! Da beichtet Ihr wol selten genug. I. Oester als einmal im Jahre geschieht es wol kaum. D. Es soll aber viel öfter geschehen! Ihr müßt beichten, so oft Ihr in Sünde verfallen seid, mindestens doch in jedem Monat einmal. Am besten ist es, einer Kongregation beizntreten, da hat man Predigt, Beichte, Abendmahl, alles beisammen. I. Aber sind denn all Eure Vorschriften nur für Männer? Gehen die Franen ganz leer ans? D. O die Frauen siud frömmer als die Männer. I. Dümmer (mu >m//<z), wollt Ihr sagen. (Allgemeine Heiterkeit). D. Sagt doch von niemandem Uebles. Es gilt ebenso auch für die Frauen. — Fortan versäumt also nie, am Sonntag der Messe ganz und mit Andacht beizuwohnen, eine Predigt zu hören oder die Erklärung des Evangeliums, geht häufig zur Beichte und empfangt das heilige Abendmahl. Ihr werdet bald die Besserung Enrer Seele spüren. Und wenn Ihr einige Zeit diese Vorschriften befolgt habt, so wird es Ench bald unentbehrlich werden, sie zu befolgen, und Ihr werdet es bedauern, wenn Ihr einmal zn einer Versänm- uiß gezwungen seid. I. Ich werde nach Eurem Rathe thu». Und so bitte ich Ench denn, mich Gott zu empfehlen; denn die Wahrheit zu sagen, ist mir etwas unheimlich zu Mnthe (ml sentci an pv trecläo). D. Ich will es thun, aber Ihr müßt Euch nicht allein auf fremdes Gebet verlassen. ^utuU v «Zio ti uMvrvr.
Der Dialog, der am nächsten Sonntag von denselben Geistlichen in der Jesuitenkirche St. Jgnacio gehalten wnrde, hatte die Beobachtung der Fastengesetze zum Gegenstände. Das hierüber erlassene Edict ist überall an den Straßenecken angeschlagen. Es beginnt mit der Auszählung der zahlreichen »nd schweren Züchtigungen, die Gott gegenwärtig über die Christenheit verhängt habe, nämlich ein drohender Krieg, große Theuerung, Befürchtungen sür ansteckende Krankheit, und die fortwährenden Attentate der Feinde der Ordnung auf die Sicherheit der Zn- stände. Alles dieses sind Folgen unserer Sünden, dnrch welche Gott nns in seiner Gnade zur Buße auffordert. Zu dieser eignet sich die Fastenzeit ganz besonders. Da es aber Gott hauptsächlich auf den guten Willen ankommt, hat der heilige Vater in seiner Milde die Gesetze für die Fasten sehr ermäßigt. Strenge Fasttage sind eigentlich nur sechs während der ganzen Fastenzeit, an allen übrigen Tagen sind Fleischspeisen erlaubt, mit verschiedenen einzelnen Beschränkungen.
D. Jedes Diug hat seine Zeit, sagt die heilige Schrift. Zwar ist für deu gute» Christen das ganze Jahr eine Zeit der Buße, doch vorzüglich die Fastenzeit. Haltet Ihr denn auch die Vorschriften über das Fasten? I. Ich gestehe Ench, daß es nicht gut zu meinen Gewohnheiten paßt. Ich habe einen sehr guten Appetit. D. Ihr müßt Eure Gewohnheiten bezwingen, nm die Gebote der Kirche zn befolge». I. Glaubt Ihr deuu wol, daß alle diese Leute hier faste»? D. Ein Theil ja, ei» anderer nicht; aber diese werden ohne Zwei-