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Die vorliegende erste Abtheilung des 1. Bandes behandelt im ersten Theil die Reichsgeschichtc bis zur Thronbesteigung Karl IV., im zweiten gibt sie eine statistische Uebersicht der politischen Verhältnisse jener Zeit. — Nach unserer Ansicht hat eine derartige Darstellung, die nicht einen streng wissenschaftlichen Charakter an sich trägt, die nicht auf neue Forschungen ausgeht, nur unter zwei Voraussetzungen ihre Berechtigung. Entweder muß sie in der Form eines Lehrbuchs gehalten sein, welches die Resultate der bisherigen Studien gründlich gesichtet und geordnet zusammendrängt oder sie muß den Wcrth in der künstlerischen Komposition suchen, sie muß nene bedeutende und durchgreifende Aussichten eröffnen und einigermaßen mit der Dichtung verwandt über bekannte Thatsachen ein höheres Licht verbreiten. — Der Verfasser scheint zwischen diesen beiden Absichten geschwankt zn haben. Einzelne Theile seines Bnchs verrathen offenbar die Intention einer künstlerischen Darstellung, andere, dagegen sind ganz trockene Zusammenstellungen, wie sie in ein Lehrbuch gehören. Gewiß gibt es sehr viele Schichten der Gesellschaft, die auch durch diese Art der Darstellung ihre Kenntniß und ihre Einsicht sehr bereichern können, denn es ist viel thatsächlicher Inhalt darin uud die Reflexionen, wenn man ihnen auch nicht immer beipflichten kann, verrathen doch stets den Kenner der Geschichte. Aber sür dieses Publicum möchte das Buch doch einen zu sehr monographischen Charakter tragen. — Sehr zu loben ist, daß Herr Hagen seine bestimmten Politischen Ansichten wenigstens nnr sehr mäßig in die Geschichte des -13. Jahrhunderts übertragen hat. Einige Mal begegnet es ihm wol, daß er zu stark mo- dernisirt, so z. B. als er die Vorliebe Heinrich VII. für die Geistlichkeit als eine romantische bezeichnet, was sür den Charakter dieses unternehmenden uud energischen Fürsten nicht der richtige Ausdruck ist. — Das Buch hätte übrigens sehr gewonnen, wenn der Verfasser sich um einen präciseren und zusammcugcdrängtcren Ausdruck bemüht hätte. Die Darstellung wird zuweilen sehr breit. Wir kommen bei der Fortsetzung des Werkes, die uns wol auch über Absicht und Tendenz desselben näher ausklären wird, — die gegenwärtige Lieferung enthält keine Vorrede — noch einmal darauf zurück. —
Historisches Jahrbuch -I8S3 —34. Leipzig. Lorck. — Das Buch ist vor allem zu loben wegen der bescheidenen Form, in der es auftritt. Das Referat über die Ereignisse des Jahres -1833 gibt dem Zeitnngsleser eine sehr zweckmäßige Uebersicht, in der er seine Reminiscenzen sammeln, ordnen und sichten kann. Die Thatsachen sind vollständig, die Form einfach, die Anordnung bequem, übersichtlich uud zweckmäßig. Hinzugefügt ist noch eine politisch-statistische Uebersicht, ein chronologischer Kalender des Jahres -1853 nach den Tagen geordnet und ein netrvlvgisches Verzeichnis Die Ausstattung ist die bekannte der historischen Hausbiblivthek, ein sehr gutes Porträt des Präsidenten Piercc bietet eine willkommene Zngabe. — Was aber dem kleinen Buch vor allem seinen Wcrth gibt, ist die feste männliche Gesinnung, die sich in den Urtheilen ausspricht. So sehr die Ereignisse des vorigen Jahres dazu geeignet sind, das warme Gemüth "ncs Patrioteu zu verletzen und ihn zn einer leidenschaftlichen Auffassung der Thatsachen zu treibe», so geht doch hier die sittliche Strenge mit der Mäßigung und Besonnenheit des Urtheils Hand in Hand, und diese Vereinigung ist in unserer Zeit so selten. Entweder bewegt man sich in permanenter Hitze, nach allen Seiten