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Politische Broschüren.
Seite
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militärischen Operationen. Sie stellt die Hauptbegebenheiten zusammen und gibt eine Auszahlung der verschiedenen auf den Kriegsschauplatz zusammengedrängten Streitkräfte so genau uud ausführlich, als es bei dem Umfang der uns zn Gebote stehenden Quellen möglich ist. Voraussichtlich werden sich die Ereignisse bald so stark zusammendrängen, daß eine außerordentliche Erweiterung dieser Darstellung nothwendig wird. Es wäre interessant, nach einer andern Seite hin schon jetzt eine Sammlung eintreten zn lassen, nämlich in Beziehung auf die diplomatischen Verhandlungen seit dem Anfang des vorigen Jahres. Zwar sind anch hier die Acten noch keineswegs geschlossen, allein es sind doch bereits so viele bedeutende Schriftstücke veröffentlicht, daß man sich ziemlich genau darin orientiren kann. Die Lage der Diplomatie hat durch diese ganz unerhörte Publicität einen gewaltigen Stoß erlitten und eS ist charakteristisch, daß zu derselben ein Mann Veranlassung gegeben hat, von dem man es in der Welt am wenigsten hätte erwarten sollen nämlich der Kaiser von Nußland. Selbst das blane Buch, welches das englische Ministerium beim Anfang der neuen Session dem Parlamente vorlegte, ist un­bedeutend gegen die erstaunlichen Aufschlüsse, die uns in der geheimen Korre­spondenz über die russische Politik gegeben werden. Wir können uns dieser Wendung der Ereignisse nur sreuen. Abgesehen davon, daß das unmittelbare Interesse des Volks und anch wol der Regierungen dadurch auf eine sehr er­freuliche Weise gesteigert wird, hat die künftige Geschichtschreibung davon einen sehr großen Vortheil. Denn nichts bringt die Geschichtschreibung so in Ver­wirrung, als Vorurtheile der öffentlichen Meinung uud der Traditiou, die all- mälig das Gewicht vou ausgemachten Thatsachen annehmen, wenn sie nicht früh­zeitig durch unbedingte Oeffentlichkeit beseitigt werden. Noch vor wenigen Monaten war alle Welt davon überzeugt, das; in den diplomatischen Angriffen auf die Türkei von Seiten Frankreichs, Oestreichs und Rußlands zum Theil der Znfall oder auch die augenblicklich erregte persönliche Eifersucht ihr Spiel getrieben habe, jetzt liegt auch dem blödesten Gesicht ein lauge vorbereiteter uud cousequeut fest­gehaltener Plan klar vor Augen. Nebenbei sind durch die Veröffentlichung dieses Schriftwechsels zunächst die drei großen kriegführenden Mächte auf eine Weise bloßgestellt, daß man mit ziemlicher Bestimmtheit erwarten kann, sie werden die Scheide völlig bei Seite werfen. Allein auch auf die deutschen Regierungen werden die Wirkungen nicht ausbleiben. So gehört z. B. Preußen zn denjenigen Mächten, von denen der russische Kaiser sich äußert, es käme ihm auf ihre An­sichten in dieser Sache nicht das mindeste an. Ein sehr bitteres Wort, das bis­her der fünften europäischen Großmacht noch von keiner Seite gesagt worden ist. Oestreich kommt freilich viel besser weg, allein wir möchten doch bezweifeln, vb die Art und Weise, wie der Kaiser sich seiner Mitwirkung im voraus versichert hält, in Wien besonders gefallen wird. Denn eS sieht doch ganz so aus, als ob hier nicht eine gemeinschaftliche Ansicht Gleichberechtigter, durch gegenseitigen Austausch