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Militärische Landschaftsbilder aus der Türkei. 5. : Selanik (Salonichi, Thessalonich).
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Man legt sich ausgestreckt auf eiue Art Pritsche, ähnlich denen, die sich in unsern deutschen Wachtstnben vorzufinden pflegen. Kaweh, Kaweh getirr! Kaffee bringe Kaffee! hört mau rechts und links die Mnselmannen den aufwartenden Knaben znrnfe». Der Genuß dieses Getränks befördert die Transpiration und ist darum rathsam. Svbald sich dieselbe eingestellt hat, führt der Dschoschnk (Knabe) uns in das eigentliche Badezimmer, dessen Temperatur etwa um zehn Grad höher ist. Hier nun ist es, wo man sich abwascheu läßt. Das Kneten ist dabei die Hauptsache. Ich glaube, daß das Wasser, welches dabei zur An­wendung kommt, bis auf sechzig Grad erhitzt ist.

Der Handel in Selanik soll ziemlich bedeutend sein. Die Stadt ist in zu­nehmenden Wohlstand begriffen. Man baut au mehren großen nnd geschmack­vollen Häusern. Wahrscheinlich siud fremde Kaufleute ihre Eigenthümer/

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Das mcicedonische Küstenland.

Wenn man in Salonik gelandet ist, hat man alt-macedonischen Bodeu be­treten. Von Kavala an aber war es bereits die Küste vom Reiche Philippos, an der uuser Dampfer entlang steuerte. Der Berg Athos (Monte Santo) ist die gra­nitene Mitte dieses Vorlandes, das bis zur Mündung der Salambria (Peneus) hinreicht.

Am nächsten Morgen stehen die Reitpferde gesattelt, nnd eine Anzahl an­derer ist bereit, die Koffer nnd Reisetaschen sich aufpacken zn lassen. Das ist die einzige Art und Weise, die man hier kennt, nm einen Reisenden von einem Orte zum andern zu schassen. Allerdings gibt es Arabas (Wagen) in der Stadt; sie würden aber, in Anbetracht der schlechten Wege, nnr für die ersten paar Stun­den zn benutzen sein. '

Nachdem das Gepäck mehrmals aus- und abgepackt uud wiederaufgelcgt worden, setzt sich der kleine Zug endlich in Bewegung, voran der türkische, der Straße kundige Postknecht. Die nächste Station, nm nach Monastir zn gelan­gen, welches znvörderst das Ziel der Reise ist, heißt Jcui Schehir nnd liegt 10 Stnudeu weit, oder, nach unserer Nechnnng, sieben Meilen. Um dahin zn gelangen, hat man zunächst eine weite Ebene, das Mündnngsland des Vardar, zu durchreiten. Links, halb nach rückwärts, liegt daö blaue Meer. So oft der Weg eine Krümmung macht nnd man die durchrittene Strecke Übersicht, nimmt das Ange am fernen Hintergrunde eine, wie es scheint bläuliche, thurmartige Wolke wahr: es ist der Monte Santo.

Die Ebene zeigt weit und breit meistens nur Viehtriften; kleine Herden von Schafen uud Rindvieh, (letzteres unansehnlich und schlecht genährt) werden den Weg cinhergetriebcn; an den Landlcuten fällt auf, daß sie, fast ohne Aus-

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