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deutnug Selauiks (SalonichiS) als Ansschissungspunkt für große Trnppenmassen fofort ins hellste Licht treten wird, wenn der Krieg, durch die Landungen der beiden Seemächte, größere Dimensionen gewinnt. Gleich wie Varna der best- geeignete Küstenort ist, den eine seewärts herangeführte Armee zur Basis nehmen möchte, um einem russischen Borgange über den Balkan gegen Stambnl in die linke Flanke zu fallen, so ist Selauik derjenige, von dem ans sich am vortheil- haftcsten Gegenoperationen gegen einen russischen Marsch über den kleinen Balkan einleiten lassen. Auch würden die Befestigungen der Stadt, um für diesen Fall einen Stützpunkt abzugeben, unschwer herzustellen sein.
In der Stadt' selbst bietet sich wenig Sehenswerthes dar. Dagegen ist es von Interesse, die alten Manern in der Nähe zu betrachten. Sie sind mit einem unverwittcrlicheu Mörtel aus Hausteinen, zum Theil vvu cyclopischer Größe, aufgeführt. Die Höhe übersteigt wol auf den meisten Punkten dreißig Fuß. An der Mauer seinen Weg entlang nehmend gelangt man höher uud höher, bis endlich der Häuserbau aufhört, uud man dnrch einen gemauerten Abschnitt in die obere Festung kommt, die letztlich von dem oben erwähnten Fort dominirt wird. Dieselbe ist ein unregelmäßiges Polygon. Die Ecken, deren Zahl sieben sind, nehmen Thürme von außerordentlich großer Manerstärke ein. Ein flüchtiges Umschauen schou lehrt, daß mau ein Bauwerk ans byzantinischer Zeit vor sich hat. Der Fuß der äußern Mauerfläche ist mit griechischen Inschriften bedeckt, dergleichen finden sich auch auf einzelnen, losen, großen Steinen, die nahe am Hanpteiugaug liegen. AnS den tiefen Manerspalten wnchert Epheu in üppigster Fülle hervor und windet sich hier und dort nm die halbansgebrocheuen Stein- masscn, die, wie es den Anschein hat, ohne den Beistand dieses stützenden, grünen Armes in die Tiefe stürzen würden.
Nach keinem Ausfluge zn Land oder zn Wasser pflegt der Orientale zu versäumen, ein Bad zu besuchen. Gelegenheit dazn findet sich selbst in kleinern Orten. In Selanik darf mau bereits auf Comfort rechnen. Das Gebäude, in welches man eintritt, ist knppelförmig überwölbt. Der Hauptraum des Juuern besteht aus einer großen Halle, in deren Mitte ein Springbrunnen sprudelt. Dies ist der Raum, in dem die Gebadeten sich abkühlen, denn man badet heiß oft bis zu einem Temperaturgrade, der einer abendländischen Haut durchaus unerträglich sein würde, uud bedarf, ehe mau au die äußere Luft tritt, einer Vermittelung. Knaben, die nur einen Schurz umgeworfen haben, und sonst ganz unbekleidet sind, empfangen den Eintretenden sofort, und führen ihn in ein Nebengemach, damit er sich seiner Kleider entledige, um ebenfalls mit einem Schurz versehen, sich abzukühlen. Während dieses geschieht, wird fleißig Kaffee (türkisch Kaweh) aus jeuen winzigen kleinen Tassen getrunken, die dem Orient eigenthümlich stud. Endlich fördern die Knaben auf, iu das Badevorgemach einzutreten. Hier herrscht eine gesteigerte Temperatur von etwa -t- 3S<> Neanmur.