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Wochenbericht.
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Gymnasium, begann dann in BrcSlan das Studinm der Rechte und Kamcralwissenschaf- ten, das aber bald gegen die Beschästignng mit neueren Sprachen, Geschichte und Philosophie in den Hintergrund trat. Mit ungleich größerer Energie setzte er seine 'Studien, namentlich geschichtlich-philosophische und ästhetische in Heidelberg fort. Nach­dem er sich den Doctortitel erworben, beabsichtigte er in Heidelberg als Docent der Kunstgeschichte aufzutreten, doch Faniilienvcrhältnisse machten dies unausführbar" u. s. w. denn der Artikel ist ziemlich lang. Nun möchten wir uns wol die Frage erlauben, wen in der Erdenwelt es intcressiren soll, ob der Dichter Max Waldau in der Schule ein fleißiger oder ein unfleißigcr, ein artiger oder unartiger Knabe gewesen ist? Und ähnlichen biographischen Extravaganzen lebend/r Dichter begegnen wir sehr häusig. Wenn das keinen andern Nachtheil hat, so nimmt es wenigstens wichtigeren Dingen den Raum. Noch schlimmer ist es, wenn man Urtheile einmischt. Es ist vom Con- vcrsativnslcxikon vorauszusetzen, daß es ein natürliches Wohlwollen für seine Stoffe nnd für seine Quellen hat, allein der Ausdruck dieses Wohlwollens verliert viel von seiner Wirknng, wenn man die Gründe desselben zu leicht durchschaut, abgesehen davon, daß ans der Allscitigkeit des Wohlwollens sich zuweilen die wunderlichsten Widersprüche ergeben. Schlnuyl als Feldherr, Sultan und Prophet, und der Kaukasus, Schil­derungen der Völker und Länder Kaukasicns, von Friedr. Wagner, nebst dem Por­trät Schamyls und einer colorirtcn Karte des Kaukasus. Leipzig, Ncmmelmann. Wie die von uns bereits besprochene Schilderung des russischen Reichs, die in demselben Verlage erschienen ist, geht dieses kleine Buch daraus aus, uns ein deutliches und wenig­stens im ganzen vollständiges Bild von der neuesten Geschichte und den Zuständen einer Ländergruppe zu gebe», die iu der gegenwärtigen Situation voranssichtlich eine große Rolle spielen werden. Man hatte sich in den letzten Jahren daran gewöhnt, die Tschcrkessen mit einem flüchtigen romantischen Interesse abzuspeisen, welches man dem Untergänge eines heldmmnthigcn VolkSstammcS nie versagen kann. Im gegenwärtigen Augenblicke will es aber scheinen, als ob noch ein ganz anderes Interesse sich daran anknüpfen wird, als ob hier eine von den Stellen zu suchen ist, an denen dem russischen Niesen eine tödtlichc Wunde beigebracht werden kann.

Neue Zeitschriften. Unter der großen Anzahl ncner periodischer Schriften, welche zum größten Theil die Absicht haben, die Wissenschaft zu popnlarifircn, können wir nach den uns vorliegenden Proben unsern Lesern empfehlen: Zeitschrift für populäre Naturkunde, herausgegeben von Dr. E. Giebel und Pros. I. Schaller in Halle.' Verlag von T. O. Wcigel in Leipzig. Die Zeitschrift enthält in Nr. 19 eine Anzahl guter Artikel, denen wissenschaftliche Reise nicht fehlt. Von belletristischen Zeitschristen hat das Jllustrirte Familienbuch des Llvyd durch sciuc glänzende Ausstattung, die geachteten Namen seiner Mitarbeiter und eine Anzahl interessanter Ar­tikel, sich auch außerhalb Oestreich zahlreiche Freunde verschafft. Eine neue Wochenschrift, Armin, für die reifere männliche Jugend, herausgegeben von Lndwig Wicnbarcg, stellt sich die Aufgabe, zumeist auf dem Grunde deutscher Geschichte, Sage und Literatur, die Unterhaltung und Bildung heranwachsender Knaben zn befördern. Wir begleiten das Werk mit unsern besten Wünschen, um so mehr, da es uns sehr schwer erscheint, grade für diese unruhige Classe von Lesern sowol lehrreich, als unterhaltend zn schreiben.

Herausgegeben von Gustav Frcytag »no Julian Schmidt.

Als vcrantwortl. Redacteur lcgittmirt: F. W, Gruuow. Verlag vv» F. L. H"'l>lg

in Leipzig. Druck von. C. E. Elbert in Leipzig.