333
liche» Geist der Pflicht ist Tugend, denn beides wäre eine wahnsinnige Illusion, sondern die völlige E»tsag»»g und das Mitleid. In dem Mitleid empfindet der einzelne Geist das Elend des allgemeinen Geistes und erfüllt dadurch seine Bestimmung, wie denn auch die Tragödie, die Darstellung vv» dem allgemeinen Elend der Welt, die höchste Form der Kunst sei; in der völligen Entsagung hasse der Mensch das, was allein hassenswerth sei, das Leben und seine Mächte. Man vergleiche das Citat aus Schopenhauer (S. 288): „Die Erscheinung des Willens zum Leben ist die Welt; das Dasein selbst und die Art des Daseins in der Gesammtheit wie in jedem Theil ist allein ans dem Willen. Er ist frei, er ist allmächtig. In jedem Dinge erscheint der Wille grade so, wie er sich selbst an sich und anßer der Zeit bestimmt. Die Welt ist nur der Spiegel dieses Wollens, »nd alle Endlichkeit, alle Leiden, alle Qualen, welche sie enthält, gehören znm Ausdruck dessen, was er will, sind so, weil er so will. Mit dem strengsten Recht trägt sonach jedes Wesen das Dasei» überhaupt; sodann das Dasein seiner Art und seiuer eigenthümlichen Individualität, ganz wie sie ist uud unter Umgebungen, wie sie sind, in einer Welt so wie sie ist, vom Zufall und vom Irrthum beherrscht, zeitlich, vergänglich, stets leidend: und in allem, was ihm widerfährt, ja mir widerfahren kann, geschieht ihm immer Recht. Denn sein ist der Wille, und wie der Wille ist, so ist die Welt." — Ferner S. 292: „So lange unser Wille derselbe ist, kann unsere Welt keine andere sein. Zwar wünschen alle erlöst zn werden aus dem Zustande des Leidens und des Todes: sie möchten, wie man sagt, znr ewigen Seligkeit gelangen, ins Himmelreich komme»; aber unr nicht auf eigenen Füßen, sondern hineingetragen möchten sie werden durch den Lauf der Natur. Allein das ist unmöglich, denn die Natur ist nnr das Abbild, der Schatten unseres Willens. Daher wird sie zwar nns nie fallen und zu Nichts werden lasse», aber sie kann uns nirgends hinbringen, als immer nnr wieder in die Natur. Wie mißlich es jedoch ist, als ein Theil der Natur zu existiren, erfährt jeder an seinem eigenen Leben und Streben. Nnr die totale Verneinung des Willens zum Leben, in dessen Bejahung die Natur die Quelle ihres Daseins hat, kann znr wirklichen Erlösung der Welt führen. Zu diesem hohen Ziel bilden die Tugenden nur die Brücke, sie sind zuvörderst nur eiu Anzeichen, daß der erscheinende Wille nicht mehr ganz fest in jenem Wahn des ru-meipü inäivicZuationig befangen ist, sondern die Enttäuschung schon eintritt----Wer von der Tugend des Mitleids beseelt ist,
hat sein eigenes Wesen in jedem andern wiedererkannt. Dadurch nnn idcutificirt er sein eigenes Loos mit dem der Menschheit überhaupt. Dieses uun aber ist ei» hartes Loos, das des Mühens, Leidens und Sterbens. Wer also, indem er jedem zufälligen Vortheil entsagt, für sich kein anderes, als das Loos der Menschheit überhaupt will, kaun auch dieses nicht lange mehr wollen; die Anhänglichkeit a» das Leben n»d seine Genüsse mnß je^t bald weichen uud einer allgemeine»