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Die Schweiz in römischer Zeit.
Von Theodor Mommscn. sWtt'-Ä tz»,lj <Z!/»,j <.iiiil, tjjii WlilHkH >?^s/^iis/nt! i!^^ui,i>'-D S»n tlkl Das Gebiet der Wissenschaft hat sich in neuerer Zeit in die. Breite und Tiefe hin so unendlich erweitert, daß jenes alle Streben der Gelehrten, den ganzen Umfang des Wissens zu umfassen, fast iu das Reich der Fabel gehört. Früher war es z. B. für einen Philologen nothwendig, in Beziehung auf die Sprachforschung, wie auf die Kenntniß der historischen Alterthümer gleichmäßig mit der Wissenschaft fortzugehen; in diesem Augenblick dagegen sind die verschiedenen Disciplinen der Philologie so gesondert, daß sich der Linguistiker, der Archäolog, der Numismatiker, der historische Alterthumösorscher, der Aesthetiker u. s. w. ganz auf seine Sphäre einschränkt und sich um die Bewegung der Wissenschaft, nm die andern Disciplinen verhältnismäßig wenig bekümmert. An Gründlichkeit und Vollständigkeit gewinnt die Wissenschaft durch diese Theilung der Arbeit unendlich, aber der gr'oße.uud freie Blick für das coucrete Leben, der doch allein dem Gelehrten jene ideale Stellung verleiht, die ihn über den Unwissenden erhebt und der allein auch die Wissenschaft fruchtbar für das Lebeu machen kann, wird dadurch sehr erschwert. Um so größere Bewunderung verdienen diejenigen Männer, welche mit der bis ins kleine getriebenen Gewissenhaftigkeit der neuen Forschung die alte umfassende Perspective verbinden. Freilich ist so etwas nur bei ganz besonders organisirten Naturen möglich. Es gehört dazu einerseits eine Beschleunigung des Lebens nnd des Denkens, wie man sie eigentlich nur vom schaffenden Genie erwartet, andrerseits jene nach allen Seiten schauende, in der strengsten Methode fortschreitende gewissenhafte Ueberlegung, die es sonst in der Regel mit sich bringt, daß mau sich vor jedem Abschluß scheut, weil der Siun für das Dunkle und Verborgene, für das Gebiet des Nichtwissens unendlich geschärft ist. ES gehört dazu eine nach allen Seiten rege und wachsame Spürkraft und doch wieder eine strenge Selbstbeschränkung auf die gerade Linie der Forschung. Von andern nothwendigen Erfordernissen, zl B. von den eisernen Eingeweiden, die man früher au den großen Gelehrten bewunderte, wollen wir gar nicht reden; Eisen ist ein Metall, welches einer so aufreibenden Thätigkeit nicht widerstehen könnte. Daß Mommsen in diese seltene Classe von Gelehrten gehört , ist der gelehrten Welt allgemein bekannt. In das Vo>tt ist sein Name wenig gedrungen, weil er sich fast nur in den lustigen Sphären der reinen Forschung bewegt hat, und die deutschen Regierungen haben, ^ie billig, ihre Anerkennung einer so seltenen Begabung und einer so strengen Wissenschastlichkeit dadurch ausgesprochen, daß sie ihn den Schweizern überlassen haben. Man mnß doch auch für diese armen Republikaner etwas thun! Von Zürich aus sind, wie wir hören, bereits einige Folianten erschienen, die Früchte