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Die Weihnachtszeit in Rom.
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verbrannt, und Rom 1a vostra xsnUUssima Koma! labte sich cm dem Blut der Gladiatoren u. s. w.

Auf diese Predigt, folgten mehre Kinderpredigten. Gegenüber der Krippe war au einer Säule ein kleines Bretergerüst aufgeschlagen, und dies bestiegen Kinder von vier bis zwölf Jahren, meistens Mädchen, eine nach der.andern, und sagten gegen den heiligen Bambino gewendet ihre auswendig gelernten Predigten, immer vor zahlreichen Zuhörern besönders aus den untern Ständen her. Dies geschah zu verschiedenen Tageszeiten, besonders aber gegen Ave Maria, und dauerte die ganze Woche hindurch, ich glaube sogar bis Epiphanias. Diese Pre­digte» sind nicht ebenso abgefaßt, wie man sie allenfalls aus dem Mnnde von Kindern zu hören erwarten könnte, sondern ganz gewöhnliche Weihnachtöpredigten, wie sie von allen Kanzeln gehalten werden. Es. ist lächerlich und widerwärtig zugleich, wenn solch ein kleines Wesen drittehalb Schuh hoch, herausgeputzt wie ein Aeffchen mit Pelzchen, kurzem Kleidchen und Höschen anftritt, die gelbbehcmd- schuhteu Hände faltet, sich lächelnd bekreuzt und anfängt: M vsroum caro tacwm est. 8. Kiovanrn nel seconäo. Oder wenn eins die Znhörer ermahnt, Buße zu thun: 0 clilsMssimi mim, 1 xiornl clsl vasi.ro pelleArina^xio passsrarmo lostol Und wenu ihr nicht thut, was ich euch sage diomAannaliZvl pure, o siAirori miei norr IntrabMs rexnum eoelorum. Oder ein drittes weitläufig erzählt, auf welche Veranlassung Maria col oaslissimo marito uach Bethlehem kam, und dann die Bewohner dieser Stadt abkanzelt, daß sie einer Mitbürgerin kein Obdach gegeben haben. Na cne clieo eonLittaäwa? vna sixnora, una paclronal Die Geburt Christi ist das Thema all dieser Predigten, und dies wurde immer von neuem, mit denselben Phrase», Figuren nnd Floskeln variirt, die sich auch in der heutigen profanen italienischen Prosa so übermäßig breit machen und meistens deu Inhalt ersticken. Die Demuth des Himmelskönigs, der in einer Krippe habe geboren sein wollen, wurde ohne Unterlaß angestaunt und erörtert; und die missra eavarma, die missra paxlia, die vili xiumsnü u. s. w. kamen unzählige Mal vor. Ein kleines Mädchen sagte ein Gedicht aus, woraus ich mich folgender Verse erinnere:

l^cm viii giumenl,!, il ro clslle genti, I'uMiilnis L?t>ü!

Ein anderes erklärte: Ich bekenne zur Erde, auf der ich stehe, zum Himmel, der über mir ist, znr L»ft, die mich »mgibt, oK'io 8on' inamorata äöl clivino pc^l'xoleUo. Die kleinen Geschöpfe zeigten übrigens durch die allerverkehrteste' Betonung, daß sie nicht im entferntesten verstanden, was sie herplapperte», dabei gesticulirten sie unaufhörlich u»d immer a» unrechten Stellen und verdrehten Augen. Bei den Zuhörern war auch nicht die Spur eines Mißgefühls über klägliche Komödie einer so schmählig entweihten Kindheit zu bemerken, höchstens

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