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Ein deutsches Bundesarmeecorps im Kriege.
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bürdet sei, Uud während die übrigen Trnppentheile faullenzten, seine Soldaten so und soviel mehr Mäntel zerreißen oder Schuhe durchlaufen müßten.

Den 9. Jnui. Heute kam die unangenehme Nachricht, daß der W.sche Hanptmann Z. auf dem Vorposten aus Versehen von einen B.schen Soldaten erschossen worden ist. Die W.schen Hauptmannsabzeichen sind dieselben, wie die bei den Feinden und ihre Käppis gleichen ganz den feindlichen, nnd so hat der B.sche Soldat geglaubt, der W.sche Hanptmann, der sich beim Recvgnosciren verirrt hatte, nnd dessen Losung, in fremdem Dialekt gegeben, er nicht ver­standen, sei ein scindlicher Offizier; erz,hat deshalb Feuer gegeben und ihn ins Herz geschossen. Die Spannung, die schon immer zwischen den W.schen nnd B.schen Truppe» bestand, ist durch diesen unangenehmen Vorfall noch bedeutend vergrößert, uud hat gestern wieder zu blutigen Streitigkeiten Anlaß gegeben. Man will dieselbeu daher von einander trennen und in verschiedene Divisionen vertheilen, obgleich dadurch grade im jetzigen Augenblick wieder nicht geringe Schwierigkeiten entstehen.

Den 10. Juni. Die Feinde haben die Verschiedenartigkeit in den Signalen, Commandoworten und Uniformiruugeu, die in unseren einzelnen Contingenten herrscht, mit großem Geschick benutzt, um auf unserem linken Flügel einen nächt­lichen Ueberfall zu unternehmen. Wenn sie anch endlich wieder zurückgetrieben wurden, sv ist unser Verlust doch leider kein geringer gewesen. Fest bin ich überzeugt, daß, wenn unser Corps aus Truppen ein uud derselben Macht be­standen hätte, oder wenn man nur unter unsern einzelnen Contingenten die Gleichmäßigkeit hergestellt hätte, welche für den Krieg uubedingt uothweudig ist, dieser Ueberfall nicht geschehen wäre, war derselbe doch grade auf die Bnnt- scheckigkeit unseres Corps berechnet. So hat sich schon wieder die große Ver­säumnis) bestrast, die man in den langen Friedenöjahren begangen hat, wo mau mit verhältnißmäßig leichter Mühe soviel Gutes schaffe» kouute. Nur zu sehr fürchte ich, dererlei Unfälle werden uoch häufig' sich wiederholen, denn immer mehr lernt der Feind die Schwäche, die unserem Armeecorps aus seiuer bunten Zu­sammensetzung erwächst, erkennen »ud für seine Zwecke benutzen. Was hilft es, wenn unsere einzelne» Co»tingente auch für sich allein betrachtet noch so gu sein mögen!

Den 13. Juni. Es ist entschieden. Was wie eine trübe Ahnung ans uns Allen lastete, ist Wahrheit geworden. Wir sind geschlagen worden, nnd wäre uns nicht Hilfe gekommen, unser Corps wäre vernichtet. Den Preußen müssen wir den Ruhm lassen, die schon Verlorne Schlacht wiederhergestellt, und nach einem blntigen Kampfe den Feiud gründlich geschlagen zu haben. Bei »ns herrscht die größte Verwirrung. Consnstvn in der Schlacht, Consusion au allen Eckcu noch letzt, wo wir Zeit genug hatten, uns wieder zu sammeln. Einzelne Truppen auch von den kleinen Kontingenten haben sich mit bewunderungswürdiger Bravour