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Haber wußte Gründe anzuführen, warum ihm diese Stelle gebühre. Die X. X. Negiernng war aber am schlausten gewesen, sie hatte den Befehl über ihr Regiment einem uralten Obersten, dessen Patent noch, glaube ich, aus dem vorigen. Jahrhundert datirt, gegeben. Was sollte man macheu — man hat richtig diesem Greis den Oberbefehl über die ganze Brigade anvertrauen müssen. Kaum kann derselbe sich noch ans dem 'Pferde halten und alle in den letzten 30 Jahren geschehenen Verbesserungen, im Kriegswesen sind für ihn böhmische Dörfer und revolutionäre Neuerungen. Dabei ist dieser Alte von einem furchtbaren Eigensinn besessen, dünkt sich unmäßig weise und weiset unbedingt alle Rathschläge, die man ihm geben will, mit den Worten zurück: „Als ich noch die Ehre hatte, anno 1806 das Bergschloß M. zu befehligen, ward es so uud so gemacht. Wir werden uns in weitläufige Korrespondenz mit aller Welt, zuletzt gar Mit der X. X. Regierung setzen müssen, damit diese die Güte habe, den alten Herrn abzuberufen. Ob sie diese Bitte , denn Befehle dürfen wir ihr ja nicht ertheilen, gewähren wird, ist nach allen bisher gemachten Erfahrungen sehr zweifelhaft.
Den 3. Inni. Von diesen endlosen Schreibereien mit den 17 verschiedenen Regierungen, von denen wir Truppen in unserem Corps haben, kann man sich gar keinen Begriff machen. Noch 6 nene Offiziere haben deshalb in unser Hauptquartier commaudirt werden müssen, da wir die Geschäfte nicht bewältigen, uud die Zahl der schreibenden Unteroffiziere ist Legion. Ich glaube, wir haben in den wenigen Tagen eine solche Menge von Acten und Registern zusammengebracht, daß mau gut einige ispäunige Trainwagen damit wird beladen müssen.
Bei einer Vergleichung der verschiedenen Gewehrkalibers der Jnfanterie- contingente unseres Corps ergab sich, daß dieselben 7, die Jäger aber 3 verschiedene Kaliber haben. Au eine gegenseitige Aushilfe mit Munition, wie sie in einzelnen Fällen höchst wünschenswert!), ja nothwendig sein kann, wird daher gar nicht zu denken sein. Es ist dies ein großer Uebelstand, der noch dadurch erhöht wird, daß auch die Artillerie der verschiedenen Cvntingente unseres Corps theilweise ein sehr voneinander abweichendes Kaliber hat.
Den 4. Zuni. Zu deu zahllosen Schwierigkeiten, welche unserem Corps aus seiner bunten Znsammensetzung erwachsen, gehören auch die verschiedenen Signale, welche die einzelnen Contingente haben. So hatte unser Prinz die Z,scheu Husaren uud die M.scheu Dragoner zusammen in eine leichte Cavaleriebrigade vereinigt und es schien auch, als wenn beide Regimenter ziemlich gut zueinander passen würde». Die Signale aber, welche diese Regimenter haben, sind so verschieden, daß sogleich Confnsivnen entstanden und man den Brigadeverband zuletzt deshalb auflösen und die Hnsaren wieder von den Dragonern trennen mußte. Daö Signal znm Füttern z. B. ist bei den Hnsaren fast dasselbe, wie das zum Allarmiren bei den Dragonern, so daß wiederholt falscher Allarm entstanden ist,