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Aus Paris.
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Auslandes weniger angenehm sind, als die Descendenz der Bonrbouen, grade das würde unter allen Umständen eine Empfehlung für das französische Gemüth sein. Als Prinzen des französischen Volkes nnd nicht als Enkel des heiligen Ludwig wird die Nation sie im Gedächtniß behalten.

Allerdings haben die Orleans nach der Fusion größere Aussicht, daß der conservative Theil der politischen Jntriguauteu, welche in Paris die großen po­litischeu Actiouen mehr vorbereiten, als irgendwo sonst, nicht mehr in zwei ver­schiedenen Lagern gegeneinander intriguiren wird. ' Aber dieser Vortheil wird dadurch mehr als aufgewogeu, daß die Anzahl ihrer Anhänger durch die Fusion selbst geringer und daß sich sowol die Mehrzahl der Legitimisten als Or- leanisten von jetzt ab kühl gegen sie verhalten wird. Soweit sich Schreiber dieses ein Urtheil erlauben darf über die Stimmung der großen Classe von Be­sitzenden, welche an die Zeit der Orleans bis jetzt mit einer gewissen Zuneigung zurückdenken, ist der Eindruck, welchen die Annäherung an die Bonrbonen gemacht hat, kein günstiger. Es ist mit Recht bereits hervorgehoben worden, daßmranche Freunde der Orleans, solche, welche ihr Lebelang gegen die Bonrbonen gearbeitet haben, durch diesen Act verletzt werden, daß viele daraus Veranlassung nehmen werden, ihren Frieden mit der gegenwärtigen Regierung zu machen. Und doch scheint grade die gnte Meinung der Wohlhabenden in Frankreich die einzige Aussicht, welche für die Restitution der Orleans geblieben ist. Wenn der Zeit­punkt eintreten sollte, wo eine allgemeine Unzufriedenheit mit den Geldoperationen der gegenwärtigen Regieruug, mit dem despotischen Druck des Napvleouischen Regiments in weiten Kreisen verbreitet wird, wo das Heer durch erfolglose Kriege oder lange Uuthätigkeit kühl, gegen die Nachkommen des Kaisers geworden, dann muß für Frankreich wieder eine Zeit eintreten, wo der sogenannte dritte Stand, der die materielle» Interessen der Nation vorzugsweise vertritt, zu größerer Be­deutung und Kraft kommt und bei der Wahl eines neuen Souveräns den Ans- schlag gibt. Dann werden die Orleans erfahren, ob ihnen ihr Eingehen in die Anschauungen der Faubvurg St. Germain Vortheil gebracht hat. Ihre Politik mußte jetzt sein, sich in möglicher Zurückgezogeuheit zu halten, jede Annäherung an die Höfe uud Principien von Rußland, Oestreich u. s. w. zu vermeiden, sich bei jeder passenden Gelegenheit als Söhne Frankreichs, als warme Freunde seiner constitutionellen Staatöfvrmen uud sorgsame Wächter der französischen Ehre zu zeigen. Wie auch das Recht ihres Vaters gewesen war, ihr Anrecht an Frank­reich war gut. Unter solchen Umständen wäre es von Wichtigkeit, wenn die deutsche Fürstin, welche nach Zeituugsberichteu im Interesse ihrer Söhne der Fusion nicht beigetreten ist, dafür Sorge trüge"), daß dieser Umstand mit Sicherheit

Der Redaction ist ans zuverlässiger Quelle die Mittheilung geworden, daß I. K. H. die Frau Herzogin von Orleans der Fusion nicht nur nicht beigetrctcn ist, sondern sich sehr bestimmt dagegen erklärt hat, weil sie dieselbe für eine Maßregel hält, welche das

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