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Bildnisse berühmter Deutschen.
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Gar schön sind auch die Bilder der drei großen Componisten. Händel ist nach einem Gemälde von Hndsvn gegeben, welches aus Händelö Nachlaß sich im Besitz von Frl. Dubignon in Halle, der Enkelin einer Schwester Hän^ dels, befindet. .Ihre Schwester, Frau Prof. Senf, besitzt auch ein Oelbild Hän- dels, das, nicht uninteressant, doch weniger bedeurcnd und muthmaßlich Copie ist. Ein drittes in England gemaltes Oelbild, im Besitz des Herrn Mendheim in Berlin, ist lithographirt worden und weicht von dem vorliegenden wesentlich ab; ein älterer Kupferstich von Matthesous Lebeusbeschreibung uach eiuem andern Gemälde ist nicht gut genug ausgeführt um deu Ausschlag geben zn können. Sehr hervortretend ist-in den englischen Bildern der national englische Charakter, welcher nicht blos in Aenßerlichkeiten bemerkbar ist, uud doch wol zum guteu Theil der Auffassung der Künstler zuzuschreiben ist. Unabhängig davon spricht sich in den kräftigen Formen und dem Ausdruck des Gesichts der großartige Charakter Häudels als Komponist und als Mensch aus, der Stolz und die Ueberlegeuheit eiueö MauueS, der in der Welt erfahren, seine Freiheit und Selbständigkeit im Verkehr mit Sängerinnen und Musikanten, wie mit Großen und Vornehmen durch imponirende Würde und Kraft geltend zu machen verstand. Welch einen Gegensatz bietet Bach schon in seiner äußeren Erschei­nung dar. Er ist das Bild der bürgerlichen Tüchtigkeit. Ernst und streng sieht der Meister aus, aber nicht trocken und steif, wie sich mancher den verkörperten Contrapunkt wol denken mag; in den kleinen, klaren Augen und dem charakteri­stischen Munde drückt sich eine eigene Lebhaftigkeit und selbst Schalkhaftigkeit a»S, die vermuthen läßt, daß der alte Herr in guter Stunde auch zu einem Scherz wohl aufgelegt war. Aber aus seinem Kreise herauszutreten, sich geltend zu machen, danach sieht er nicht ans. Der Kupferstich ist nach dem Ongiualgemälde von Haußmann, in der Thomasschule, gemacht. Ein anderes Oelbild ist in Berlin in der Bibliothek des Joachimthalschen Gymnasiums und durch Lithogra­phie bekauut. Es ist aber nicht nach dem Leben gemalt, sondern von C. F. N. v. Liszewsky 1772 sür'Kirnberger, der sich auch selbst von ihm malen ließ, gemacht, offenbar mit der Intention, den großen Künstler der Auffassung der Gegenwart gemäß darzustellen. Bach im grünen Pelz, ein rothes Tnch locker um den Hals gewunden, sitzt am Schreibtisch, in der Hand ein Notenblatt mit der Aufschrift: Lavon triplex u ssx voo. ps,r 5oK. 8sb. Zack, hinten ist ein Klavier. Das Gesicht ist lebendig nnd klar uud vou kräftigem Ausdruck, aber es fehlt die lebendige individuelle Charakteristik, wie sie das Bild der Thomasschule zeigt. An das Berliner Bild knüpft sich eine Anekdote, die für die Verehrung, welche die Schüler ihrem Lehrer zollten, so charakteristisch ist, daß man sie wol erzählen darf.

Kirnberger, an die persönlichen Dienste der Musik liebenden Prinzeß Amalie, Schwester Friedrichs des Großen, attachirt, wurde deshalb von vor-