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in den Hauptquartieren der Souveräne des Festlandes verwendet gewesen, wo sie mit dem Namen, dem Range, der Macht, den Titeln des Kaisers Napoleon vertraut geworden sein muß . . . „Sagteu Sie mir nicht", äußerte der Kaiser eines Tages, „daß er bei Champaubert und Mvntmirail gefochten hat? Dann habeu wir wahrscheinlich ein paar Kanonenkugeln miteinander gewechselt, uud das ist in meinen Augen immer ein edles Verhältniß, in welchem zwei Mänuer zueinander stehen können!" Auch fiel das erste Zusammentreffen des Statthalters mit seinem Gefangenen ganz gnt aus. Auch die zweite Zusammenkunft ging noch ruhig vorüber. Aber Reibungen konnten nicht lange ausbleiben, da Napoleon durchaus nicht als Gefangener betrachtet sein wollte, und jede Beschränkung seiner Freiheit als eine.persönliche Beleidigung aufnahm, und der Statthalter weder durch Schmeicheleien, noch durch Beleidigungen uud Drohuugeu von dem Wege abzubringen war, dessen Einhaltung ihm seine Pflicht vorschrieb. Der erste Sturm brach los, als eine Reihe kleinlicher und fast kindischer Kunstgriffe, Hudson Löwe im Widerspruch mit seinen Justructioneu zn Anerkennung des Kaiserti'tels zu bewege», fehlgeschlagen war. Sir Hudsou Löwe stattete dem Exkaiser einen Besuch ab, um ihm zu melden, die Negierung habe befohlen, ihm ein neues Haus zu bauen, nnd er bitte sich seine Befehle über diese Angelegenheit aus. Anstatt darauf zu antworten, erhitzte sich Napoleon bis zur größten Leideuschastlichkeit, nannte den Statthalter seiueu Kerkermeister, seinen Henker, nnd schloß mit den beleidigenden Worten: „Soll ich Ihnen die Wahrheit sagen, Sir? Ich glaube, daß Sie Befehl habe», mich zn tödten — ja, mich zu todten. Ja, Sir, Sie haben Befehl erhalten, alles nnd jedes zn thun." Der vollständige Bruch faud aber erst statt, als der Statthalter sich geuöthigt sah, gegen Bertrand wegen seiner Versuche, einen heimlichen Briefwechsel anzuknüpfen, strengere Maßregeln zn ergreifen, und sich wegen eines höchst beleidigenden Briefes von ihm weigerte, fernere Mittheilungen von ihm anznuehmen. Hudson Lome stattete damals Napoleon seinen fünften uud letzten Besuch iu Begleitung des Admirals Sir Pulteuey Malcolm ab. Der Statthalter berichtet über diese merkwürdige Unterredung unter anderem folgendes: Er warf mir vor, daß ich dem Grafen Bertrand beleidigende Briefe geschrieben uud ihn gereizt hätte. Ich machte ihn darauf aufmerksam, daß er zuerst einen beleidigenden Brief an mich geschrieben; daß er gesagt hätte, ich machte Napoleons Lage „-M'euss"; daß er mich deö Miß- branchs der Gewalt nnd der Ungerechtigkeit beschuldigt hätte. Ich setzte dann hinzu: „Ich bin der Unterthan einer freien Regierung. Ich verabscheue jede Art von Despotie nnd Tyrannei, uud weise jede gegen mein Benehmen in dieser Hinsicht erhobene Anklage als eine Verleumdung gegen einen Mann zurück, den man mit den Waffen der Wahrheit nicht angreifen kann." Er hielt eine kleine Weile inne, als ich diese Bemerkung machte, aber fing bald wieder au, indem er sich an den Admiral wendete nnd in noch bitterern Ausdrücken sprach, als vor-