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nicht ganz der Großmuth, oder besser gesagt, dem Uebermnthe Rußlands preisgeben sollen. Oder aber Rußland zieht den Kürzern, nnd dann dürfte England die Gelegenheit kaum versäumen, seinen gefährlichen Feind stark genug in die Enge zn treiben, mn auf lange Nnhe vor seinen Plänen im Osten zu bekommen. In diesem Falle wurde sich weder Oestreich noch Prenßen beeilen, Rußland mit Aufopferung ihrer klarsten Interessen zn Hilfe zu kommen, da eine Schwächung Rußlands ohne directe Stärkung der Revolution beiden Mächten nicht unwillkommen sein mnß. Ist die Türkei die Besiegte, dann ist Englands »nd Frankreichs Hilfe auch ans dem Grunde voraussichtlich, weil sonst die Türkei in ihrer Verzweiflung Brandstoff genng in der Umgebnng hat, ihren falschen Alliirten, sowie ihren Gegnern große Verlegenheiten zn bereiten. Die englische und französische Negierung werden von der Furcht vor revolutionären Ereignissen und selbst von der Furcht eines allgemeinen europäischen Krieges zur bewaffneten Theilnahme hingedrängt, sowie Oestreich und Preußen durch dieselbe Furcht davon abgehalten werden. Hierin liegt nur ein scheinbarer Widerspruch, weil, wie bemerkt, die Türkei, von ihren Alliirten verlassen, zn allem greifen muß uud uur durch den Beistand Englands und Frankreichs von der Allianz mit der Revolution abgehalten werden kann. Oestreich und Preußen aber, sollen sie, die Waffen in der Hand, einschreiten, können, so wie die Sachen in Europa stehen, nur auf Nußlauds Seite treten, nnd dann ist der europäische Krieg fertig. Die Vereinzelung der Türkei scheint mir daher vom Gesichtspunkte der westlichen Regierungen ans ebensowenig thunlich, als sie den Sympathien der westlichen Nationen entspricht, und ich kann mir, wie ans dem Ebeugesagten erhellt, eine kriegerische Mitwirkung Englands nnd Frankreichs denken ohne europäischen Krieg. Daß es aber so kommen werde, ist nicht wahrscheinlich, weil weder England noch Frankreich bisher die nöthige Entschiedenheit gezeigt, nm zu vermeiden, was sie gern vermeiden mochten; wie aber auch die Verwickelung im Osten jetzt endet, es wäre denn doch nur der Aufaug vom Anfange. Das europäische Gleichgewicht von 181ü, oder vielmehr was von der damaligen sogenannten Pondc- rirnng noch übriggeblieben: ist eine bloße diplomatische Fiction, und erlauben Sie mir dre persönliche Ueberzeugung anözusprechen: ohne eine allgemeine Umgestaltung der europäischen Verhältnisse, also ohne europäischen Krieg, kommen wir nimmer nnd nimmer zur Ruhe. '
Die türkischen Ulemas.
Die Ulemas spielen, in den neuesten türkischen Verwickelungen wieder eine so große Rolle, daß es von Wichtigkeit erscheint, ihre Stellung und Bedeutung