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betrachten, und daß vielmehr die beiden östlichen Mächte in Ermangelung einer Flotte dnrch ihren diplomatischen Einfluß in Kvnstantinopel das Werk fortsetzen helfen werden, das in Wien an der famosen vierspännigen Note verunglückt war. Diese Fricdcusausficht wird noch durch die in Form einer Hoffnung ausgesprochene Drohung verstärkt: es stehe zu erwarten, daß die durch den Mangel von Kriegsschiffen hervorgerufene Neutralität Oestreichs und Preußens keiner sträflichen Gleichgiltigkeit gleichkommen werde.
Soll diese Note irgend einen Verstand habcu, so drückt sie, wenngleich verblümt, die Localisirnngshoffnung der Aberdeenschen Politik aus, und insofern muß man allerdings dem Mouiteur beistimmen, daß Frankreich und England eine ebenso rührende als bewunderungswürdige Eintracht in der orientalischen Angelegenheit an den Tag gelegt haben. Es kann uns daher auch nicht befremden, wenn Lord Aberdeen bereit ist, die Königin zu einer förmlichen Einladung des Kaisers und der Kaiserin nach London zu bewegen. Diese Note, sowie die eben ausgesprochene Verlängerung der Parlamcntsvertagung sind nun allerdings geeignet, solchen Spe- cnlanten und Politikern Mnth einzuflößen, welche trotz der bis znr Evidenz erwiesenen Untauglichkeit und Ohnmacht der europäischen Diplomatie noch immer die Losung dieses großen Ereignisses von Paris und London ans erwarten. Wir gehören nicht zu diesen gläubigen Seelen. Wir sind im Gegentheile fest überzeugt, daß die Entscheidung nunmehr blos am Kriegsschauplatze selbst zu suchen sei, uud wir glauben ferner, daß auch die fernere Politik Englands und Frankreichs von dem bedingt ist, was im Oriente geschieht. Lord Aberdeen und Dronyn de Lhuys mögen wol heute noch hoffen, die Flotten werden nur Schildwache zu stehen brauchen im Marmorameer oder in den Gewässern von Konstantinopel, die Ereignisse werden es anders erheischen. Die orientalische Angelegenheit ist seit Menschikoffs Abreise eine chronische Krankheit geworden und hat als solche ihre regelmäßige Entwicklung genommen. Trotz aller diplomatischen Medicamente konnte diese nicht verhindert werden, nnd England und Frankreich sahen sich heute gezwungen, die Kriegserklärung, den Ausbruch des Krieges zu billigen, nachdem sie» vergebens alles anfgebotcn hatten, beides zn hintertreiben.
Der fernere Verlauf mnß aller Wahrscheinlichkeitsberechnung nach ein ähnlicher sein. Man wird solange bewaffnete Diplomatie treiben, bis die Dinge soweit gedeihen, daß die Diplomatie ganz über Bord fällt und nnr die Waffen bleibe». England und Frankreich verwickeln sich allmälig in das uuauflösbare Gewinde ihrer diplomatischen Fehlgriffe so fest, bis sie ohne Schwertstreich nicht mehr herauskönnen. Die römischen Artikel der Times werden es nicht anders gestalten, und zur Ehre des englischen Handels sei es gesagt, die City ist jetzt weniger kriegschcu als ihr sonst getreues Organ. Die Times ist katholischer als der Papst. Man fühlt es in England, im Lande besser als im Kreise seiner Staatsmänner, daß die Zukunft des britischen Handels weit mehr von der feigen