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Wochenbericht.
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heutzutage die Segnungen der Feudalherrschaft predigen würde, könnte vielleicht, gelänge es ihm gehört zu werden, ein von Cornwall bis Northumberland schallendes Gelächter hervorrufen. Dagegen machen ihnen die sonderbarsten philosophischen und theologischen Vorurthcile noch viel zu schaffen, mehr vielleicht, als nns, die wir neben ihnen wie politische Liliputcr uns ausnchmcn. Sie arbeiten aber rüstig an ihrer wissenschaftlichen Eman­cipation und gehen dabei, wie bei allem, was sie thun, sehr ernst zu Werke. Wir haben in der Politik, theils in philosophischem Hochmuth, theils iu sittlicher Frivolität unsere gute» Ansänge verzettelt, und lächeln, wenn im Lande der Hegel und Fichte für die freie Wissenschaft ein Wort verloren wird. Der Jnstinct des Publicums urtheilte richtiger. Die Ausnahme, die Böckhs Rede zu Theil wurde, zeigte deutlich, wie die Besorgnis), hinter der verkehrten Theorie seines Gegners möchte der Gewissenszwang und der weltliche Groll gegen die Lehrfreihcit, sowie gegen freisinnige Schulmeister uud Pastoren lauern, überall nicht verschwunden ist.

Das allein erklärt die Bedeutung, die man der Rede zuschrieb, uud darin liegt ihr Vorzug. Der gelehrte Mann begnügte sich nicht, über die ausgestellte Absurdität die Achseln zu zucken, nnd er zog es bei der feierlichen Gelegenheit des königlichen Ge­burtstages vor, statt mit der hellenischen Nationalökonomie sich lieber mit den alltäg­lichen Angelegenheiten der Wissenschaft zu beschäftigen. Er sagte sich, wer die Freiheit der Forschung hemmen will, der ist nahe daran, die unabhängigen Geister zu knechten, das heißt einfacher, auf deutsch, sie durch Entziehung des Avancements, durch Discipliuar- vcrfahrcn u. s. w. zurApvstasie ihrer Ueberzeugung zu drängen. Darum nahm Böckh das Wort für die Wissenschaft, die ihren Zweck in sich habe und sich keinem äußeren positiven Zwang unterwerfe. Der Grundsatz ist auf dem Gebiete der Wissenschaft selbst einfach wie das Einmaleins, aber in seiner Anwendung auf das reelle Leben ist er es keines­wegs, und es war gewiß gut, daß er an jener Stelle, in einem Augenblick gehobener Stimmung, mit Wärme und in allgemein verständlicher Fassung ausgesprochen wurde").

Aus Stuttgart. Herr Baron v. Cotta, der reiche Buchhändler, gab kürzlich zur Einweihung seiner erweiterten Buchdruckern den Angestellten des Geschäfts ein Fest, und hielt bei der Gelegenheit in seinem nnd seines Herrn Schwagers, des Barons Hermann v, Ncischach, als Mitbesitzers der I. G. Cotta'schcn Buchhand­lung, Namen eine imSchwäbischen Mcrcur" und derAugsburgcr Allgemeinen Zeitung" abgedruckte Nedc, welche bei der einflußreichen Stellung des Redners, als Chefs der Cottaschcn Familie und Verlagshandlung, vielleicht eher Besprechungen in den öffentlichen Blättern verdient hätte, als die Thronrede manches kleinen Fürsten. Daß Herr v. Cotta eine solche Rede hielt und drucken ließ, können wir nur loben. Dem Cotta'schcn Verlage gehören nicht allein die ersten deutschen Klassiker an, son­dern es kann dem deutschen Publicum gewiß auch nicht glcichgiltig sein, öffentlich aus dem eigenen Munde des Herrn v. Cotta zu vernehmen, in welchem Sinne er das Erbe seines berühmten Vaters bis jetzt verwaltet habe und künstig verwalten werde. Wir wollen hier weder die Klagen erneuern, welche wol über diese Verwaltung laut

*) (Ainn. der Red.) Um Irrthum zu vermeiden, bemerken wir, daß wir Stahls wissen­schaftliche Bedeutung, abgesehen von seinen handgreiflichen Sophistereien, höher anschlagen, als nliser verehrter Korrespondent-