215
i ' '
Die türkische Presse.
Die erste türkische Druckerei in Konstantinopel gründete Sultan Ahmed III. am S. Juli 1727 uach langem Widerstreben der Ulemas. Vor dieser Zeit bestanden in der Hauptstadt mehre hebräische, griechische und armenische Druckereien, die bereits kurze Zeit nach der Erfindung der Bnchdruckerkunst augelegt waren. Die ersten Werke, welche aus der kaiserlichen Druckerei hervorgingen, gaben das Bestreben der türkischen Regierung knnd, durch historische Studien über die Beziehungen sich aufzuklären, in denen sie von ihrem Ursprung an mit den Mächten des Occidents, insbesondere mit den Seemächten, gestanden. Es sind fast ausschließlich historische oder geographische Werke, theils Übersetzungen, theils Originale, die Geschichte der Seekriege des türkischen Reiches von Hadji-Khalfa, die Geschichte von Westindien und von der Entdeckung Amerikas, die Geschichte von Egypteu, die der Afghanen, die von dem polnischen Jesuiten KrnsiuSki ursprünglich lateinisch abgefaßt war und von ihm selbst ins Türkische übersetzt wurde, endlich das werthvolle Werk Hadji-Khalfas: Tawwimeth-Tekarikh oder Geschichtstafeln, das erste und wol das einzige universal-chronologische Buch, das die Osmanen besitzen.
Jedoch war die Zahl dieser Druckwerke nicht eben groß: 1736 hatten die kaiserlichen Pressen erst 18 Werke oder 2SB äude gedruckt, im ganzen 16,600 Exemplare, deren von der Regierung festgesetzter Preis 10 bis 30 Piaster (30—90 Francs.) betrug.
Die Kriege uud auswärtigen Verwickelungen unter den Sultanen Mustapha lll. und Abdul-Hamid waren Ursache, daß vou 1736 bis 1783 ciu Stillstand in der kaiserlichen Druckerei eintrat. Dnrch Abdul-Hamid wiederhergestellt, veröffentlichte sie von 1783 bis 1828 80 neue Werke iu 91 Bändeu. Diese Werke sind ausschließlich wissenschaftlichen, historischen uud geographischen Inhalts; Divanis oder Sammlungen von Poesien, an denen die türkische Bibliographie so reich ist, fehlen gänzlich; sie haben nur eiue untergeordnete Bedeutung für das Werk der Reform, an welchem die Regierung in neuerer Zeit arbeitet.
Vou 1830 bis Ende 1842 wurdeu 108 Werke ebenfalls wissenschaftlichen Inhalts gedruckt. Erwähuenswcrth ist unter deuselbeu ein Abriß der Reichsannalen von Said-Esendi (1837) nnd die türkische Uebersetzung eines Drama: Belisar, von einem uubekauuten Versasser, welches 1842 in Pera aufgeführt wurde und wahrscheinlich der erste dramatische Versuch bei deu Türken ist. Seitdem wurden mehre Stücke von Moliöre, »uter andern der „voui'xöciig ssenMwmms" und der „Nalaäiz ims^inalre" auf besondern Befehl des Sultans übersetzt nnd vor demselben im Palast Tchvragau ausgeführt.
In der Friedenszeit, namentlich seit 184-3, stieg allmälig die Zahl der