1V7
den Herbstregeumantcl gewickelt, die Börse macht ihr stereotypes orientalisch verlegenes Gesicht, die Parteiführer der freien Republik aber stehen, wenn nicht mit gezückten Degen, doch mit ingrimmigen Mienen einander gegenüber. Dazwischen lärmt einiges skandalsüchtigc Preßgcschrci — nicht grad politisch, sondern mehr social, oder, wenn mans so nennen will, klatschig. Unter größern Verhältnissen wärs nicht der Rede werth, unter den unsrigen machts Aufsehen genug und vermehrt die Verstimmungen. Namentlich wird jene Partei dadurch zn eifrigsten Vertheidigern des östreichisch-baicrisch- darmstädtischen Bundcspreßgesetzes werden, welche jetzt hinter dem Rücken ihrer Staatsbehörden und Mitbürger an den Bundestag gegangen ist, damit er mit einem neuen Machtspruche die ans der Constitutionscrgänzuugsacte hervorgegangencn Gesetze vernichte, durch welche 1816 gegebene Verheißungen endlich im bescheidensten Maß erfüllt werden. Nicht etwa deshalb, weil ihr Verfahren von der Presse scharf gezüchtigt worden wäre. O nein, die wackern Herren haben so heimlich gehandelt, daß ihre Be- schwcrdeschrist keinem Unzuverlässigen vorliegt. Ja sogar ihre Agitationsschrift „Frankfurter Verfassuugssragen" haben sie unter Couvert, unter Mißbrauch des Bremer Stadtsicgcls versendet und in ciner Winkelprcssc drucken lassen, ohne den Namen des Druckers beizusetzen. Aber die Nemesis der Klatschliteratur tippt aus ihre Sippen und Vettern, und kommt nicht einmal von einem Versasser, der sich vorwerfen läßt, er gehöre zu den ticsvcrhasiten sogenannten Gethanem, die der bundestägliche Machtspruch wo möglich aus Senat, Rath und gesetzgebender Versammlung treiben soll, damit die „verfassungstreuen Reformer" wieder die angestammten curulischen Sessel unter sich vertheilen können. Vielmehr ist er ein Franksnrtcr Stadtkind, welches schon seit langem in Frankreich lebt und in „Fünfzehn Jahren aus dem Leben eines Todten" eine Llrroiii,ju<! seiunlulensv seines engern Vaterlandes drucken ließ, deren Maßlosigkeit bisher wol unerhört gewesen ist. Dem Vernehmen »ach haben wir auch binnen wenigen Tagen eine Confiscation des Buches zu erwarten und gegen die Osiandcrsche Buchhandlung ist ein Heer von Preßklagcn im Anzüge. Dies darum, weil sie in kaufmännischem Eifer die Unvorsicht beging, aus dem Umschlage des Buches noch besonders aus die Wahrheit der dariu erzählten piauantc» Geschichten hinzuweisen und solchermaßen eine Mitverantwortlichkeit zu übernehmen. Man muß jedoch bekennen, daß eine Menge der Anekdoten an und für sich offenkundig das Gepräge plumper Verleumdung tragen; und noch weniger kann man überhaupt ein solches Aushängen schmuziger ^Wäsche billigen. Für das Allgemeine sind überdies solche Pamphlete um so schädlicher, als ihre Frechheit immerhin die Zahl der Gegner ciner wirklichen Preßfrcihcit vermehrt uud selbst von deren principiellen Vertheidigern manchen im einzelnen Fall schwankend machen könnte. Wer aber Ausnahmen will, oder nur zugibt, gibt auch schon das Princip zum größten Theil Preis. Indessen ist doch auch wieder nicht zu vergessen, daß die seit etwa einem Jahre grassirendc Franksnrter Klatschliteratnr ihr Vorbild und ihren Vertreter in Herrn Beda Weber fand. Leider sind nur die Angegriffenen nicht immer in der Lage, wie die vom geistlichen Rath Geschmähetcn, welche von ihm schriftliche Abbitte und Ehrenerklärung empfingen. Nebenbei meint das Publicnm, manche Bemerkungen jenes Lebendig-Todten über unsere Staatszustände seien ganz wohl zu unterschreiben, und daß dabei auch die Polizei nicht leer ausgehen konnte, versteht sich
1i*