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Zur politischen Moral in Frankreich.
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französischen Politik in der orientalischen Frage stieß, jene Vorgänge hätten be­wiesen, daß fortan die Principien der Moral, welche das Privatleben regelten, anch das öffentliche Leben beherrschen müßten. Wie verträgt sich dies mit Herrn Nouland, der zu Gnnstcn seines Herrn den aävoo-Uus äiu,bo1i machte? Es scheint, der BvnapartiSmns kaun beide Methoden der Vertheidigung brau­chen. Den» Herr Roulaud soll befördert werden und Herr Granier schwelgt nach wie vor im Genusse der Subventionen uud in Anpreisung der öffentlichen Tugend.

Bekannntlich hat der Cassationshos den Urtheilöspruch des Pariser Gerichts­hofs mit Rückficht ans die illegale Briefcrbrechung easfirt, der Gerichtshof von Rouen aber wiederum im Sinne des cassirteu Urtheils entschieden. Die ver­einigten Kammern des Cassationshofes haben jetzt das Schlußnrtheil zn fallen. Es fragt sich, ob sie mit Herrn Ronland sagen werden: Was bedeutet eine Brief- erbrechuug? Alle Regieruugeu in Frankreich haben seit 60 Jahren und länger die Briefe durch die Polizei erbreche» lassen.

Wochenbericht.

Aus Konsttttltinopel den 1l. August. Meinen Fenstern gegenüber, auf den blauen Wellen deS Bosporus, flutet in diesem Augenblick ein riesiger Schiffskvloß: ich zähle drei bedeckte und eine offene Batterie, die eine über der ander»; nnr die Unter- nnd Topmasten stehen aufrecht; die Stangen sind »iedcrgebrasst, und über dem Hinterdeck flattert von der Gaffelraa hernieder die französische Flagge im Winde. Es ist das LinienschiffFricdlaud", von der Escadrc des Admirals Hameliu, welches vor dem kaiserlichen Schlosse von Dolma-Bagdsche Anker geworfen hat, uud von dem es heißt, daß es heute um Mittag in den Hafen bugsirt werden soll. Sie fragen erstaunt: ob dies Fahrzeug etwa die Avantgarde der combinirten Flotten ist, und letztere auf dem Wege nach dem Pontns sind. Keineswegs! DerFriedland" kam lediglich hierher, um im türkischen Arsenal einen bedeutenden Schaden auszubessern, den er in der Besil'a- bai, beim Auffahren auf den Strand erlitten. Uebrigcus konnte, was die Dimensio­nen an sich anlangt, die französische Marine kaum einen imposanteren Repräsentanten nach der hiesigen Hauptstadt seudcu, als diesen Drcidecker. Welche gigantischen Ver­hältnisse! Der Kiel des ungeheuern Dreideckcrs wurde »och unter der Negierung des großen Napoleon gelegt, aber erst vor einigen Jahren beendete man den Bau. Der Unfall wird nicht verfehlen Gegenstand vielfacher Redereien zu werde»; Frankreich kommt er sehr zur unrechten Stunde und wie innig augenblicklich auch immerhin sei» Bündniß mit England sei» mag, des letzteren Seeleute lache» heimlich dabei i»s Fänstchen.

Wen» die große» Angelegenheiten nach dem Stande der Cursc ans der Börse beurtheilt werden könne», so mnß alles gut stehen und Aussicht aus eine friedliche Ans-