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Kreuzpeilung, dcr uusrige und der der Nationalzeitung als vollkommen gleich schlecht erscheine» würde. Bei einer siegreichen Revolution würden gegenwärtig blos die Mächte der Zerstörung auf dem Wahlplatz bleiben. Es ist möglich, daß es dazu kommt; es ist möglich, daß wir Constituliouellcn mit unsern Vermitte- lungsbestrebttngen scheitern, aber ans unsrer Seite ist doch wenigstens die Möglichkeit eines Auswegs gegeben: nämlich die allmälige Bildung einer starken Partei, deren Grundsätze endlich so die Ueberhand gewinnen, daß anch die Regierung sich ihnen nicht entziehen kann; aber welchen friedlichen Weg sieht denn die Nationalzeitung, wenn die Demokratie in ihrer bisherigen Stellung beharrt?
Der Grnnd, den die Natioualzeitnng gegen die Betheiligung an den Kammern aufstellt, ist folgender. Einmal haben die Kammern bis jetzt nichts erreicht, zweitens ist die Regierung stark genng, sie jeden Augenblick aufzuheben. Aber ganz dasselbe gilt ja anch von der Presse. Die Presse hat ja bis jetzt auch nichts erreicht, »nd die Regierung ist jeden Augenblick im Stande, die National- zeitung, sowie sämmtliche liberale Journale zu verbiete», ohne daß sie deshalb einen Aufstand zu befürchten hätte. Soll das uuu auch ein Grnnd sei», sich gegen die immer weiter fortschreitende Reaction, der Presse ebensowenig zu bedienen? Freilich würden die Kammer» einen viel größern Einfluß anSüben, wenn das Volk sich mehr niu sie bekümmerte, nnd grade dazu sollte die Nativnalzeitmig aus alle» Kräften beitragen, da sie bisher aus bloßer Opposition gegen die con- stitnlionelle Partei alles Mögliche aufgeboten hat, um die Kammern zu discreditircn.
Einen gewöhnlich angeführte» Grnnd deutet diesmal glücklicherweise die Nationalzeitnng nur sehr schwach an. Wir habe» es als eine schwer zn lösende GewissenSsrage bezeichnet, ob man einen factischen Znstand, der ursprünglich ans einem Act der Willkür beruhte, dnrch nachträgliche Theilnahme legalisiren dürfe. Die Natioualzeitnng spricht mit einiger Ironie von diesem Ansdrnck. Will sie damit wirklich sagen, daß dergleichen nie geschehen dürfe? Dann möchten wir doch frage», was sie vo» dem Verhalten ihrer Freunde ans der linken Seite der Nationalversammlung meint, die das Ministerium Anerswald zwingen wollten, den Willküract der Barrikadennacht vom 18. März nachträglich zu lcgalisireu?
K tl d r u n.
Kudrnn. Uevcrschung und Urtext, mit erklärenden Abhandlungen herausg. von Will), vo» Plönnics. Mit einer systematischen Darstellung der mittelhochdeutschen epischen Verskunst von Max Rieger. — Leipzig, Brockhaus. —
Es ist ein schönes Werk des dentschen Fleißes, was wir hier vor uns habe». A» Einzelnheiten der Ausführung wird von den verschiedenen Standpunkten aus