Beitrag 
Die Natonalzeitung.
Seite
267
Einzelbild herunterladen
 

Z67

dienste der Krenzzeitnng in den verschiedenen Phasen nnsrcr neuern Politik auseinandersetzt, entblödet er sich nicht, zu erklären, daß wenn es im December 1830 zum Kriege mit Oestreich gekommen wäre, die Wünsche aller Konservativen dahin hätten gehen müssen, daß Prenßen einige recht schnelle und empfindliche Niederlagen erlitte, um mit Gewalt von dem schimpflichen Bunde mit der Revolution abgewendet zn werden. Und so etwas wagt ein Führer derjenigen Partei zu sagen, die fortwährend die schwarzweiße Cocarde und das specifisch preußische Bewußtsein zur Schan trägt! Einer Partei, die damals ein großes Kriegsgeschrei erhob, und die Nheiuprovinz bedrohte sie in die Classe der Helotcu herabzudrücken, weil sie nicht in dieses Kriegsgeschrei mit einstimmen wollte. Die Sache ist sehr ernst und wird uns wol veranlassen, noch einmal darauf zurückzukommen.

Cd»»ard M ö r i k e.

Idylle vom Bodensec oder Fischer Martin und die Glockcndiebe. Stuttgart, Schwcizcrbart.

Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Märchen. Stuttgart, Schwcizcrbart.

Wir brachten vor einiger Zeit einen Artikel über diesen liebenswürdigen nnd reichbegabten Dichter, der sich aber nnr auf den Maler Nolten und ans die Gedichte bezog. Da Mörike gegenwärtig mit einem neuen Märchen hervor­getreten ist, werfen wir auch noch einen Blick ans das zunächst vorhergehende Werk,das Idyll am Bodensee", welches 1847 erschien.

Beide Werke gereichen nnserer schonen Literatur zur Zierde; denn es athmet ans ihnen ein frisches, gesundes, natnrkräftiges Leben und sie sind mit Anmuth und Grazie dargestellt. Beide gehören ins Gebiet der Genremalerei und wir halten es für einen großen Vorzug, daß in beiden die komische Färbung vor­wiegt, wenn sie auch nur sehr sein aufgetragen ist, sodaß sie den reichen, ge­müthlichen Inhalt nicht im geringsten verwischt. Sentimentale Genrebilder, wie sie heutzutage Mode sind, haben eigentlich keine große Berechtigung; denn des Gemüths erfreut man sich nur, wenn es mit einer gewissen Schalkhaftigkeit zersetzt ist.

Beide Werke gehören durchaus dem nationalen Leben an. Das eine schil­dert das wirkliche Leben der Bauern und Fischer mit den dreisten, derben und realistischen Strichen, die dem Gegenstand entsprechen; das andere vertieft sich in die deutsche Märchenwelt, wie sie sich namentlich in dem schwäbischen Volksstamm gestaltet und abgerundet hat, uud gibt eine so reiche Fülle heiterer, lebenslustiger phantastischer Bilder und Gestalten, daß es jede Stimmung befriedigen wird.

34*