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Aus Spanien.
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Aus Spanien.

Die Zusammensetzung des Ministeriums Lersundi hat seit unserm letzten Bericht eine nicht unwesentliche Modification erlitten. Die Stellung des Finanzministers Bermudez de Castro zu seinen Kollegen war seit Bildung des Cabinets eine mißliche und hat ihn endlich zur Aufgcbung eines Postens genöthigt, den er nie hätte annehmen sollen. Länger als zwei Monate wurde er, wie es scheint, vom Ministerpräsidenten durch die Versprechung hin­gehalten, daß die Regierung, sobald die Aufregung der Parteien, die dem Sturze Noncalis folgte, sich gelegt haben werde, in den gesetzlichen Weg zurücklehren werde. Jetzt endlich stellte Bermudez de Castro die bestimmte Forderung, daß das Ministerium, und zwar bevor es sich durch die Besetzung der beiden ledigen Portefeuilles des Handels und des Aeußeren ergänze, über die wichtigsten, schwebenden Fragen, die Rückberufung des Narvaez, die Concessionen der Eisen­bahnen, namentlich die der Nordbahn, und die baldige Einberufung der Cortes, sich entscheide. Da er hiermit nicht durchdringen konnte, reichte er seine Ent­lassung ein, die auch sofort angenommen wurde. Zwar ist Bermudez de Castro noch rechtzeitig genug von den Täuschungen seines Ehrgeizes zurückgekommen, um seinen Charakter vor völliger Preisgebung zu bewahren; indeß wird er schwer den Flecken verwischen können, daß er noch im Cabinet war, als die Er­nennung Olaviarretas in Arrazolas Stelle erfolgte, und es ist fast unbegreiflich, wie er nicht sofort aus Anlaß dieser schreienden Verfassungsverletznng ausgetreten ist. Jedenfalls hat sein Ausscheiden und noch mehr die Person seines Nach­folgers, LuiS Pastor, deu schlimmsten Eindruck im Volke gemacht. Der letztere, sonst ein wenig bedeutender Mann, ist der Schwager und Vertraute des Ban­quiers Salamauca, des finanziellen Agenten der Königin Mutter und Haupt- moteurs aller widergesetzlicheu Eisenbahnprvjecte, und man sieht daher mit Recht jetzt Salamanca als den eigentlichen Fiuanzminister au, was sowol für das Interesse des Staats, als für die Gesetzmäßigkeit der zu erwartenden Operationen die schlimmsten Befürchtungen hegen läßt. Zum Minister des Auswärtigen ist der gegenwärtige Gesandte in Washington, Caldcron de la Barca, ernannt; doch bleibt es znm mindesten zweifelhaft, ob'er den ihm zugedachten Posten annehmen wird. Handclsmiuister ist zum gerechtesten Staunen aller Welt Mvyano geworden, bis vor kurzem eines der heftigsten Mitglieder der moderirten Opposition, bis zum letzten Augenblick Mitglied des moderirten WahlcomitLs, aus dem bekannt­lich Sau Luis, Bermudez de Castro und ihre weniger entschiedenen Freunde aus­geschieden waren, und sogar designirt, die Anklage gegen Murillo vor die Cortes zu bringen. Sein Eintritt in das Cabinet Lersundi, nachdem Bermudez de Castro es für unmöglich gehalten, länger dessen Theiluehmer zu bleibe», ist ein Act