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keit und übertönt das Meer. Es ist Markttag; die Banerwciber der Nachbarschaft kommen ans Eseln und Maulthieren langsam gezogen. Den geduldigen Lastträgern sind mit einem breiten Gurt zwei zu beiden Seiten herabhängende Korbe über den Rücken gelegt. Der eine enthält die Waaren, der andere die Besitzerin. Mit großer Geschicklichkeit wissen die Landestöchter diese sonderbare Equipage, Carcolet genannt, im Gleichgewicht zu erhalten und beim Absteigen einen Eckstein, eine niedrige Mauer als Stütze des beladcnen Korbes zu benutzen. Die erste Sorge gilt dann der Toilette: die Falten der braunen oder violetten Röcke, der langen bnnten Schürzen werde» geordnet, das weiße oder dunkelrothe, kapuzenartige Manlelet von Flanell wird abgestäubt, die Schleifen des bunten Kopftuches oder die Garnirung der saubern Haube mit vorsichtiger Hand geglättet. Dann wird dem granen oder braunen Thiere ein Fntterbeutcl umgehängt und zum Schutze der Waaren das Skapulier in den Korb gelegt — und nun kauu die Verkäuferin ohne Sorgen zu den Kunden gehen. Andere Fraueu richten sich ans dem Marktplatze ihre« Stand eiu, suchen die Gemüse und Früchte, die Eier und das Geflügel, deu Flachs und den Schinken in möglichst gutes Licht zu stellen und preisen die Güte und Wohlseilheit ihrer Waaren in allen Tonarten und Dialekten. Die Fischermädchc» von St. Jean-dc-Lnz, Bidaritz und A'ülva tragen ihren frischen Fang in rnuden Körben aus dem Kopfe nnd rufeu auf allen Straßen ihr kreischendes: „Msson! poisson!" Ebeusv laut erschallt der Ruf: „Wut eau! Wut cerul" womit die Kastanienverkäuferiunen die Wärme ihrer gekochten uud gerösteten Früchte preisen. Und der Tabnletkrämer, der Taschenspieler, der Schuhwichse- und Fleckseifenfabrikaut, der Decrotteur und der Marchand d'alumettes chimiqueS behaupten ihr Recht mit großem Geschrei nnd kräftigen Ellenbogcnstößen. Lärm nnd Gedränge wachsen mit jeder Viertelstunde. Ernst und würdevoll schreite» die Männer von Aspe und Ossou eiuher; gewöhnlich zu drei oder vier in einer Reihe, schlagen sie tactmäßig mit den Eisenspitzen ihrer Stöcke auf das Pflaster, als gings znm Gerichtshof der Cour majour. Sie wollen ein Pferd kaufen von der mnntern Nace, die aus den Thälern des Bi- gorre hierhergebracht werden, oder mit den Kanfherren wegen der Schinken der nächsten Mast unterhandeln. Mit lebhasten Bewegungen nnd singendem Dialekt eilt der Gascvguer durch die Menge. Mit schlanen Blicken gehen die Juden, welche die Vorstadt St. Esprit bevölkern, hin und wieder. Der Spanier schreitet langsam und hochmnlhig einher, den Cigaretto ranchend, in seine bunte Decke gehüllt, und schleudert mit wüthenden „ Dvmonios!" die Straßenjungen zurück, die sich ueckeud an seine Lumpen hänge». Jetzt nimmt ein Manlthier- treiber Platz und Aufmerksamkeit in Anspruch. Es muß eiu Andalusier sein: an der blauseidncn Jacke hängen unzählige Knöpfe von klingendem Metall uud auf dem Kopse trägt er die rothe Ncsilla, eiu langes seidnes Netz. Geputzt und kokett wie er, schütteln die Thiere de» mit Quasten uud Glvckchen bchangenen