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Aus England.
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Aus England.

Der zur Untersuchung der Parlamentswahl in Chatham niedergesetzte Aus­schuß hat jetzt einen Bericht an das Unterhaus abgestattet. Die ganze Wahl- gcschichte bleibt in der officiellen Darstellung ebenso scandalöS für das vorige Mi­nisterium, wie sie schon in den Zeugenaussagen, die wir vor einigen Wochen zu ciuer Darstellung dieses merkwürdigen Falles benutzten, aussah. Auf dem Admi- ralitätssecretair des Ministeriums Derby bleibt die wohlbegrüudete Beschuldi­gung hafte», daß er mit gewissenloser Parteisncht bei der Besetzung von Stellen in den Marinearsenalen nicht die Fähigkeiten, sondern die politische Farbe und Gesinnung der Empfohlenen berücksichtigt, uud daß er dem Unterhause wis­sentlich Unwahrheiten gesagt hat. Selbst für sein Departement vom Unterhanse verwilligte Gelder hat er zu Parteizwecken verwendet. Eine sehr traurige Rolle spielt bei der ganzen Geschichte der ehemalige erste Lord der Admiralität, der Herzog von Northumberlaud, der, obgleich Chef des Ministeriums, sich nicht um das Geringste bekümmert und Alles seinem Secretair, der nicht einmal Mann von Fach war, überlassen hat. Es mag dies Vorsicht gewesen sein, um nicht bei dem Publicum als Mitbeteiligter zu erscheinen. Anch ,Lord Derby und Herr Disraeli haben sich aus der Sache zu ziehen gewußt. Als es herauskam, daß Herr Stassord vor zwei Zeugen geäußert habe:er werde so sehr vou Lord Derby uud Herru Disraeli gedrängt, daß er sich nicht helfen könne," meldeten sich Beide freiwillig bei dem Ausschuß, und läugnetcn auf das Bestimmteste, je­mals in dieser Weise ans Herrn Stafford eingewirkt zu haben. So ist der ehe­malige Admiralitätssecretair als einziger Sündenbock zurückgeblieben. Der Be­richt des Ansschnsses, obgleich er sich ohne Schonung über den Schuldigen aus­spricht, überläßt weitere Schritte dem Hause. Die öffentliche Meinung verlangt dieselbe mit großem Nachdruck, und es hat daher einen üblen Eindruck gemacht, daß Sir I. Graham uud Lord I. Nussel versucht haben, dem Scandal ein Mäntelchen umzuhängen, indem sie die Ueberzeugung auösprachen, Herr Stafford habe nur aus Unwissenheit, nicht aus böseni Willen gesündigt. Allerdings haben beide Parteien in Sachen der Wahlcorrnption viel zu verantworte«, und es mag - Manchem das Gewissen schlagen. Aber die öffentliche Meinung verlangt mit Entschiedenheit, daß der Unsitte ein Ende gemacht werde, und das Ministerium thäte gut, weun es seinen Einfluß auf das Unterhaus in dieser Richtung ver­wendete. Dnrch das kräftige Jueinanderwirken der parlamentarischen Gewalt und der freien Presse wird jeder Mißbrauch der Amtsgewalt, der in andern Ländern in ewige Vergessenheit begraben bleiben wird, sogleich aufgedeckt, und wenn das Unterhaus Rücksichten nimmt ihn zu bestrafen, so steht hinter ihm die mächtige Controle der ewig wachen Presse und der öffentlichen Meinung.