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Streifzüge durch Pommern.
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Erörterung, nur ein einziger alter Fischer erklärte bestimmt, der Aal komme le­bendig zur Welt und sei nach seiner Geburt nicht stärker, als ein seidener Faden. Der Fang dieses Fisches hat manchen Handler wohlhabend und reich gemacht, die Kirche zu Pritter zeigt dem Fremden ein kostbares Geschenk von eiuem Bres- lauer, der mit seinem Fahrzeuge viele Jahre bei diesem Dorfe den Fisch kaufte und ihn dann im Hinterlande verkaufte. Einer seiuer Nachfolger, noch unbekannt mit dem Geschäfte, hatte einst bei sehr glücklichem Fange zur Zeit des Mond­wechsels für i50 Thlr. Aal gekaust, die Fahrzeuge, in denen er diesen stromauf­wärts nach Berlin versandte, hatten zu große Luft- und Wasserlöcher gehabt, so daß bei seiner Ankunft am Reiseziele seine Passagiere sämmtlich sich empfohlen hatten, Bekanntlich stirbt der Aal den schmerzlichsten Tod, da er wie Marsyas bei leben­digem Leibe geschunden wird.

Als Kuriosität melden die Acten, daß bisweilen Wallfische in früherer Zeit an der Küste gestrandet und gefangen sind. Ein solches Thier wurde auch am Anfange des 17. Jahrhundert an der pommerschen Küste getvdtet und der damals regierende pommersche Herzog wurde durch den Anblick >der Beute so aufgeregt, daß er die Knochen dieses Thieres an seinem Schlosse in Stettin aufhäugeu ließ, wo dieselben als Fischfangs-Trophäen bis vor mehreren Jahren sichtbar waren, wo sie denn aus ästhetischen Gründen bei dem Schloßbaue abgenommen wurden. Zwei von Stettin und Wolgast unternommene Versuche mit dem Wallfischfange in der Südsee sind mißlungen, wie auch auf den Robbenfang von der pommer­schen Küste aus keine Schiffe auslaufen. Die Unternehmungslust ist nach dieser Seite noch nicht geweckt worden.

Das von der Schiffahrt erzeugte Bild tritt am frischeste« und kräftigsten auf der Oder dem Touristen entgegen, da die übrigen Plätze an der Küste von Stralsund, Wolgast zc. einen nicht so bedeutenden Verkehr wegen Mangels einer Wasserstraße ins Jnuere erzeugen können. Obwol die Dampfboot-Verbindung einer großen Verstärkung noch bedürftig ist, so ist diese doch seit -1823, wo das erste preußische Dampfboot die Kronprinzessin Elisabeth auf der Oder erschien, bedeutend gehoben. Die größten obwol nicht die schnellsten Boote sind die rus­sischen Krondampfschiffe, welche fast jährlich in Swinemünde mit fürstlichen Per­sonen einzutreffen pflegen. Obwol man früher diese russichen Gäste mit Miß­trauen einlausen sah, weil Manche mit prophetischem Ange in der Oder einen russischen Flnß erblicken wollten, so ist die Ankunft dieser Boote jetzt das Signal einer freudigen Erregung in Swinemünde. Die ganze Besatzung vom Kajüts- jnngen bis zum ersten Officier kauft ein, um mit Vortheil in der Heimath wieder zu verkaufe» und ein solches Dampfboot gleicht dann im Hafen einem Bienenstocke, dessen Bewohuer mit süßer Frucht beladen oft heimzukehren Pflegen, um abzulegen und dann wieder zu schwärmen. In den letzten Jahren ist' viel Thee gekauft worden, der in seiner schönen Verpackung an das himmlische Reich erinnert, sei-