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und Reinheit des Handels, welche einen durchgreifenden Gegensatz zum verderbten Heidenthnm hätte bilden können. Ueberall tritt uns die erhabene Lehre des Christenthums als ein zwar mächtiger mit edler Schwärmerei uud Todesverachtung erfüllender Glauben entgegen, welche aber all den innern und äußern Lebensbedingungen unterworfen ist, wie jede andre philosophische uud sociale Schule.
Hippolyt war nach Bunsens Ermittelungen Bischof zu Portus, einem Hafen Roms, am Ausfluß der Tiber, gegenüber von Ostia. Er war einer von den Suburban-Bischöfen, welche dem Bischof von Rom, dem Pabste, als Beistände verbunden waren, uud später als Cardinäle einen Theil der Hierarchie Roms bildeten. Hippolyt schrieb das Buch über die Ketzereien als alter Mann nach dem Jahre 222; er kennt die Negierungszeit des CommoduS (188 bis 192) mit allen Vorfällen im Palast und Presbyterium sehr genau, und wurde als Greis in der Christenverfolgnng um 236 nach der Insel Sardinien verbannt, wo er nach der heiligen Sage von Pferden zerrissen den Märtyrertod starb. Die Trümmer einer Kirche des St. Hippolyt an der alten tiburtinischeu Straße waren uoch im siebzehnten Jahrhundert sichtbar, darum lag ein uralter Kirchhof, aus dem die Gebeine des würdigen Herrn durch Gläubige bestattet sein sollen, und auf diesem Kirchhofe wurde auch das berühmte Standbild des Hippolyt (jetzt in der Bibliothek des Vatikan) im Jahre gefunden. Diese Statue, welche den Bischof sitzeud darstellt, das älteste christliche Bildniß einer geschichtlichen Person, und ein ehrenwerthes Werk der alten Kunst, enthält, am Bischofsstuhl eingegraben, den von Hippolyt verfertigten Ostercyklus und ein nicht ganz vollständiges Verzeichnis) seiner — znm größten Theil verlorenen — Schriften.
Hippolyt stand bei seinen Zeitgenossen in großem Ansehen. Er war kein Schriftsteller von origineller Geistesgröße, aber ein wohl belesener und urtheilsfähiger Sammler, in der damaligen abendläudischcu Kirche der begabteste und fleißigste Forscher, wohlbewandert in-griechischer Literatur und Philosophie, nicht unwissend in Mathematik, Naturwissenschaften und Astronomie; außerdem der erste bedeutende Prediger der römischen Kirche, welche damals gegenüber der griechischen arm an gebildeten Lehrern war.- In seinem Leben zeigte er sich als Mann von heftiger Empfindung und starkem Eifer, als ehrlich und von strenger Sittlichkeit, in seiner Lehre als ein orthodoxer Eiferer, der in einer langen Feindschaft und Fehde mit dem römischen Bischof Pabst Callistus*) lebte. Die Schilderung, welche Hippolyt in leidenschaftlicher Sprache von dem Leben seines vorgesetzten Amtsbrnders macht, wirft ein grelles Licht auf die Zustände des damaligen Roms uud die Verhältnisse der abendländischen Christenheit; wir theilen sie nach Bun- sen's Auszug aus dem Hippolyt mit.
Unter Commvdus lebte eine treue Christenseele Carpophorus, der einen
Nicht CalixtuS, wie die römische Kirche ihn nennt.