Hippolyt von Bunse«.
(Hippolytus und seine Zeit. Ansänge und Aussichten des Christenthums und der Menschheit. Von Christian Karl Josias Bunsen^B.1. Die Kritik. Leipzig, Brockhaus, 18S2.)
Das Werk des gelehrten Vertreters von Preußen in England ist von Wichtigkeit zunächst wegen seines historischen und theologischen Inhaltes, dann aber auch, weil wir durch dasselbe die Ansichten des Verfassers über den politischen, socialen und wissenschaftlichen Kamps der deutschen Gegenwart vernehmen. Seine Ueberzeugungen haben für uns ein besonderes Interesse, da seine ausgezeichnete politische Stellung dem, was er empfiehlt nnd was er tadelt, größeres Gewicht und möglicherweise auch praktische Folgen giebt; serner aber, weil er in diesem Werke, welches zunächst für Engländer bestimmt war, als ein Vertreter deutschen Geistes und deutscher Wissenschaft zu einem Brudervolk spricht und redlich bemüht ist, soweit ihm dies sein Standpunkt verstattet, die freie deutsche Wissenschaft mit den kirchlichen Stimmungen der Engländer zu befreunden.
Zunächst sei Herrn Bimsen die Anerkennung ausgesprochen, mit welcher alle Richtungen deutscher Wissenschaft seine gelehrte Thätigkeit in London betrachten müssen. Während seinem zwölfjährigen Aufenthalte in England ist er nicht nur ein treuer und hochgeachteter Diener seines Monarchen, sondern auch ein würdiger und liberaler Freund und Patron der Wissenschaft und Kunst gewesen. Und in der That könnten wir Deutsche uns keinen besserern Vertreter unserer Wissenschaft im Auslande wünschen, sowohl was die hohe Nespectabilität seiner Person, als was die Vielseitigkeit des Wissens betrifft, wenn er nicht selbst in dem großen geistigen Kampfe der Gegenwart einer Richtung angehörte, der wir jede Berechtigung zugestehen, nur uicht die, den höchsten wissenschaftlichen Standpunkt und das sicherste Urtheil über Bundesgenossen und Gegner zu haben.
Bunsen erscheint in diesem großen Werke überall als ein redlicher und gebildeter Gelehrter, ein Deutscher voll edlem Idealismus, ein eifriger Protestant, ein freimüthiger, unerschrockener Mann, der nicht an diplomatische Rücksichten
Grenzboten. II. 18L3. 11