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Luthers Leben sind mit allgemeinem Beifall aufgenommen worden und haben eine weite Verbreitung erfahren. Sie geben aus eine ganz einfache verständliche anspruchslose Weise diejenigen Momente, welche den großen Mann in seinem Privat- und öffentlichen Leben charakterisircn und die zugleich entscheidende Punkte in dem Fortgang der Reformation bilden. Als Schluß oder Mittelpunkt wird nun Herr Schwerdgcburt obige Zeichnung in gleicher Weise ausführen. Der Gegenstand, die Menge der darzustellenden Personen bedingte schon an sich ein größeres Format als die vorausgegangenen Blätter, noch mehr aber die Absicht des Künstlers, alle namhafte Personen dieser Versammlung so charakteristisch wie möglich in ihrer Portraitähnlichkcit zu geben. Und dieser Punkt ist mit großem Erfolg durchgeführt, so daß Jeder, dem die gleichzeitigen Portraits bekannt sind, die bei denselben oft nur iu unbchilflichen Zügen angedeutete Individualität hier so lebendig durchgeführt finden wird, als wären sie nach der Natur gezeichnet. Solcher Portraitkvpsc und Figuren siud öl aus der Zeichnung; unter den übrigen, im Ganzen 125, findet man eine Menge der verschiedensten Charaktere in lebendigstem Ausdruck. Daneben hat Herr Schwerdgcburt eine außerordentliche Sorgfalt und Mühe auf Costüme, Ceremonie! und alle Umstände bis aufs Kleinste verwendet, was den ganzen Hergang der Wahrheit so nahe wie möglich zu bringen etwas beitragen konnte. So weit es uns, unter diesen von dem Künstler sich selbst gestellten Schranken, möglich ist, hat sich derselbe künstlerisch frei bewegt und ein ruhiges angenehmes Ganze durch sorgfältige Vertheilung von Licht und Schatten und besonders durch gehörige Betonung der verschiedenen Gruppen zu Stande gebracht.
Rechts sitzt Kaiser Carl V. auf dem Thronsesscl unter einem Baldachin, neben ihm, eine Stnfe niedriger sein Bruder Ferdinand. Zu den Seiten neben den Stufen des Thrones sitzen rechts die drei geistlichen, links vorn die drei weltlichen Kurfürsten; in der Mitte steht Luther und der kurtrierische Kanzler von Eck, in dichtem Kreis darum sitzen und stehen die übrigen geistlichen und weltlichen Fürsten und Herren, Gelehrte, Mönche und Andere; aus einer Tribüne im Grunde sitzen die Gesandten. Der Ort des Vorgangs ist eine Kirche. — Luther hatte eine zweistündige Rede gehalten besonders über seine Schriften, deren Inhalt er widerrufen sollte. Da sordert Eck eine kurze und einfältige Antwort. Nnn so will ich denn, erwidert Luther, eine Antwort geben, die weder Hörner noch Zähne haben soll: Dem Papst und den Concilien glaube ich nicht, überführt bin ich nicht, widerrufen kann ich nicht, hier steh ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir! Amen! Und dies ist der Moment, den der Künstler gewählt hat. wo die größte Aufmerksamkeit und Spannung herrscht, die größte Theilnahme der verschiedenen Parteien auf das lebendigste sich zeigt.
Ans Düsseldorf. Der Wettstreit der Düsseldorfer Künstler setzt sich in erfreulicher Weise fort, es sind meist Landschaften, welche zu rühmen sind. An jene große, zuletzt erwähnte Landschaft von A. Achenbach reiht sich eine Mondscheinlandschast von Schirmer, an Umfang zwar weit geringer und einfacher, in der Zusammensetzung, aber an Gehalt jener so weit überlegen, wie ein echtpoetischer Gedanke einem tüchtigen Stücke Natnr. Man behauptet, sie sei eins seiner ausgezeichnetsten Werke, und der Beschauer fühlt sich versucht, Oberon und Titania einzuladen, nm in diesem zauberhaften Thalgrnnde jihrcn nächtlichen Reihcntanz zn halten. — Aehnliche, aber mehr düstere Empfindungen erweckt eine „Monddämmeruug" vo» Gnde. Derselbe vortreffliche Künstler gab in einer „Rennthierjagd ^ uns ein Stück vou jener Seite der Welt, die ewiger Nebel und der trübe Jupiter bedrückt.^ — Oswald Achenbach sührt uns in zwei Landschaften unter den glänzenden Himmel Griechenlands, der uns zu sehr fesselt, als daß wir dem Andreas Achenbach gern zum Strande vou Schcvcningcn folgen sollten, den er in zwei Bildern zwar meisterhaft, aber nach so häufiger Wiederholung desselben