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Geschichte der amerikanischen Revolution.
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Streitkräfte zu erfahren. Derselbe machte mitten im Winter, mit einem Begleiter, vier Dienern und einem Dollmetscher eine Reise durch die Wildniß unter tausend Gefahren, und in Folge der Berichte, die er nach seiner Rückkehr abstattete, beschloß die Ohiogesellschaft an der Gabel, wie man die Stelle nannte, wo ans dem Zusammenflusse des Alleghany und des Monongahela sich der Ohio bildet, ein Fort zn erbauen. Im Frühling des nächsten Jahres erhielt Washington, der jetzt Oberstlieutenant (der Miliz) geworden war, von Dinwiddie den Befehl, mit 130 Männern zu Treut, der sich bereits an der Gabel des Ohio befand, zu stoßen, das dort begonnene Fort zu beeudigeu, und Alle, die den englischen Nie­derlassungen störend entgegentreten würden, gefangenzunehmen, zu tödteu, oder zu vernichten. Ehe Washington jedoch die Gabel erreichen konnte, kamen die Fran­zosen unter Contrecoeur's Anführung von Venango herab nnd forderten die Eng­länder an der Gabel zur Uebergabe auf. Diese, 33 an der Zahl, capitulirten und zogen ab. Washington überfiel jedoch, unterstützt von einem den Engländern befrenndeten Häuptlinge der Mingo's am 27. Mai die Franzosen und nach einem Gefecht von etwa viertelstündiger Dauer wurden zehn, mit ihrem Anführer Junon- vitle getödtet, 21 gefangen genommen.Das Commandvwort Washington's Feuer", sagt Bancoft, entzündete einen Weltbrand. Es war das Signal zum ersten großen Revolutionskriege. Dort im westlichen Walde begann der Kampf, welcher die Institutionen des Mittelalters von dem Boden und der Nähe unserer Republik verbannen und ihnen auf dem ganzen Continente Europa's tödtliche Wunden zufügen sollte. Durch die Vertreibung der Franzosen ans dem Ohio- becken störte Washington die Menschheit aus ihrer Ruhe auf und erweckte einen Kampf, welcher bis zur Niederwerfung der alten Bollwerke der katholischen Legi­timität nur Waffenstillstände gestatten konnte."

Washington wurde jedoch nicht energisch unterstützt und als am 3. Juli 600 Franzosen mit 100 Indianern vor seinem kleinen Fort erschienen, war er ge­nöthigt, nach dem hartnäckigsten Widerstande, während dessen 30 Mann der Be­satzung gefallen waren, gegen freien Abzug den Platz zu räumen. Die englische Regierung beschloß jetzt mit Nachdruck ihre Rechte geltend zu machen, um so mehr, da man den nahen Ansbruch eines Krieges mit Frankreich doch voraussah. Sie wählte zum Oberbefehlshaber den General Braddock, einen Mann von ver­zweifelten Vermögensumständen, brutalen Manieren, despotischem Charakter, hals­starrigem und unerschrockenem Mnthe, großer Erfahrenheit im Gamaschendienst nnd Härte in der Mannszucht. Der Herzog von Cumberland, Sohn Georgs II., dem, als Chef der britischen Armee, die Leitung der militairischen Angelegenheiten in Amerika überlassen wnrde, hatte die Ordre gegeben, daß der General und die Befehlshaber der Provinzialstreitkräfte keinen Rang haben sollten, wenn sie mit dem General und den Fcldvffizieren des Königs dienten. Ueber eine so anma­ßende Geringschätzung erbittert, trat Washington aus dem Dienste und sein Re-