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Graf York von Wartenburg : Ein Bild aus dem deutschen Befreiungskrieg.
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Kein Soldat durfte Reih' und Glied verlassen > wie auch die offenen Läden zu beiden Seiten locken mochten. Dem General Uork konnte Alles nicht rasch genug gehen, und er trieb, schalt und spornte beständig zu Eile an. Staunend sahen die Bürger der Stadt diesen rastlosen endlosen Zug: Non üieu, bris est, peräu, hörte man mehr als einmal. Bei Claye hielt der König über das erste Corps Nevue; man sagt, den König habe der Anblick nicht sehr erfreut, er habe gesagt:sehen schlecht aus, schmüzige Leute," und sei zurückgeeilt; darauf habe Z)ork auf der Stelle Kehrt! und Marsch! befohlen. Schmuck sahen die Truppen nach dem anstrengenden Winterfeldzug freilich nicht aus;die Geschütze zum Theil mit Rädern von Bauernwagen, das Riemenzeug mit Stricken geflickt, die Leute mit ungeschvrnem Haar nnd Bart, die Kleidung im besten Fall durch zahl­reiche Flecken heil, theilweise im Bivouak versengt, theils durch allerlei Beutestücken ergänzt, nicht wenige mit zerrissenen Hosen, schuhlosen Füßen zc." Aber sie hatten sich doch den Weg vom Rhein nach Paris erkämpft.

Am 30. früh Morgens begann der Sturm auf Paris zunächst vor Pantin und Romainville, dann gegen den Montmartre; als Aork's Truppen sich gegen den Hügel in Marsch setzten, kamen die Boten des Waffenstillstands herangesprengt. Uork und Kleist bivouakirten auf deren Montmartre, die stolze, nun gedemüthigte Stadt, die ganz Europa Gesetze vorgeschrieben hatte, zu ihren Füßen.Als die Truppen oben an der Windmühle standen, die Infanterie Gewehr bei Fuß, die Rei­terei zum Theil uuten abgesessen, kommt mit einem Mal Oberst Below mit seinen Litthauern herauf, reitet in langem Zuge gemächlich den hohen Kamm entlang, zeigt ihnen Paris, und als Uork nicht wenig erstaunt und ungehalten nachreiten und fragen läßt, was das bedeute, entgegnet Below: das habe er seinen Leuten schon in Tilsit versprochen: man wisse doch nicht, ob sie sonst Paris zu sehen bekämen." Sie hätten es auch nicht zu seheu bekommen ; Uvrk's Truppen waren nicht sauber genug, um den Parisern vorgeführt werden zu können, und mußten um die Stadt herum marschireu.

Nach Beendigung des Feldzuges von 1813 war Uork General der Infanterie geworden; die Schlacht an der Katzbach hatte ihm den schwarzen Adlerorden gebracht, jetzt am Tage des Einzugs in Paris erhielt er das Großkreuz des eisernen Kreuzes. Als weitere Auszeichnung erhielt er den Titel Graf Uork v. Wartenbnrg und die Domäne Kleinöls, auch wurde ihm der Befehl über die in Frankreich zurück­bleibenden Truppen übertragen. Später begleitete er seinen König nach England und übernahm dauu den Oberbefehl über alle Truppen und Festungen iu Schlesien, was ihm als eine kränkende Zurücksetzung erschien. Er nahm einen rührenden Abschied von seinem Corps, mit dem er zehn stegreiche Schlachten und Gefechte geschlagen und dem Feinde 223 Kanonen abgenommen hatte. Als man ihn,