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diesem Zustande mit Essig und Oel vielen Amerikanern für besondere Delicatesse gelten, nie einen besondern Geschmack finden. Der auf den Speisetafeln der Amerikaner nie fehlende spanische Pfeffer war auch auf dem Markte in bedeutender Auswahl anzutreffen. '
Was meine Aufmerksamkeit aber besonders in Anspruch nahm, das war die reiche Auswahl von Südfrüchten und die geschmackvolle Anordnung, in welcher sie sich dem Beschauer darboteu. Niemals sah ich sie, wie bei nns sast stets der Fall ist, wie Kraut und Nübeu hingeworfen, vielmehr waren sie zierlich in regelmäßigen Formen von Pyramiden oder als goldene Mauern, der Größe uud Qualität nach geordnet, aufgebaut; neben den südlichen Apfelsinen prangten die nordischen Reiuetteäpfxl in einer Große nnd von einem Wohlgeschmacke, wie man sie in Deutschland kaum finden mochte; daneben Feigen, Rosinen, Mandeln, Bmzilnnts, Peccanuts, Haselnüsse, Kastanien; auch die Beannnts, eine Hülsenfrncht, welche gerostet der Kastanie und dem Cacao an Wohlgeschmack nahe steht; die mehlige» Bananen und vor Allem die Cvcosuüsse durften nie fehlen.
Die Verkäufer waren weiße Männer uud gelbe, braune und schwarze Männer uud Frauen, Mischlinge vou Negern und Weißen oder Indianern, hier nnd da iudiauische Weiber, welche Wurzeln uud medicinische Kräuter, oder Körbe und Fächer aus den Blättern der Palmito zum Verkauf anboten. Die Käufer waren weiße Herren in schwarzen Leibröcken, den Handkvrb am Arme, oder farbige Mäuuer uud Frauen, eiuige der letztere» stattlich herausgeputzt, andere in schmuzige, abgetragene Kleidungsstücke gehüllt. Die Sprache, welche man an den Tischen der Verkäufer hörte, war hier rein englisch, dort der breite Negerdialekt, dort französisch, hier hoch-, da platt-, dort schweizerisch-deutsch, hier und da spanisch, und an einigen Stellen cinz'elne Worte aus dem Munde der Nothhäute — kurz ein Gemisch der verschiedensten Mundarten, welches unwillkürlich an den babylonischen Thurmbau erinnerte.
Die Breaksast-Stunde nahte: mit hungrigem Magen, voll von Erwartung der. Dinge, die da kommen sollten, passirte ich die Austerläden mit ihren hohen Hausen von Leckerbissen, die kleinen, ärmlichen Gewölbe, in welchen-gervstete Kastanien zum Eintritt einluden, und die Ausstellungen von Pökelknochen, den Lieblingsspeisen der Schwarzen. Mein Appetit war durch die mannichfachen Anschauungen in hohem Grade angeregt, nnd sicherlich war es kein leichtes Werk, ihn zu befriedigen; aber ich muß zur Ehre meines Bvarding gestehen: die Wirthin hatte geleistet, was iu ihreu Kräften stand, uud Gaumen und Magen hätten die Gour- mandise besser studirt haben müssen, wenn sie durch Kaffee, Eierspeisen, gebratene Austern, geröstete Bauanen und eine Auswahl verschiedener Braten nicht hätten befriedigt werden können. Vollständig gesättigt, vielleicht vollständiger, als die Regeln der Mäßigkeit vorschrieben, erhob ich mich, nicht ohne vorher den Entschluß gefaßt zu haben, Mnftig meinem Appetite mit mehr Energie entgegenzutreten.
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