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Ein neues Zaktigcs Lustspiel von Max Kurnick: „Ein Mann, oder das Wagniß der Liebe", wird als leichte, aber wirksame Arbeit gelobt.
Literatur. — Schleswig-Holsteins Geschichte in drei Büchern von Georg Waitz. (Zweiten Bandes erste Hälfte. Göttingcn, Dieterich'sche Buchhandlung.) — Der gegenwärtige Abschnitt beschäftigt sich mit der Periode der schlcswig- holsteinschcn Geschichte, in welcher die Herzogtümer, obschon das eine Lehn des deutschen, das andere des dänischen Reichs war, sich beinahe in jeder Beziehung einer völligen Sclbstständigkcit erfreuten und zugleich in Versassung uud Regierung auf das Engste unter sich verbunden waren. Dieser Zeit äst früher nur eine sehr geringe Aufmerksamkeit geschenkt worden, weil man bei dem einseitigen Streben, die politische, in einzelnen Brennpunkte» sich zusammendrängende Geschichte darzustellen, für die innere rechtliche uud gesellschaftliche Entwickelung der Völker wenig Sinn hatte. Der Verfasser hat mit einem Fleiß, wie er immer noch zur Ehre unsrer - Nation in unsren Gelehrten vorkommt, die Materialien dazu gesammelt und sie aufs Gründlichste durcharbeitet. Sein Werk hat als ein monographischer Beitrag zur Culturcutwickcluug des deutschen Volkes eine hohe wissenschaftliche Bedeutung. Wir aber müssen gestehen, daß für den Augenblick für uus das politische Interesse überwiegt. Wir wissen sehr wohl, daß im gegenwärtigen Augenblick die wohlgemeintesten Ermahnungen, die gründlichsten Auseinandersetzungen uud der feurigste Patriotismus uicht den geringsten Einfluß hat, unsere deutschen Regierungen von der unheilvollen Bahn abzuwenden, die sie in Beziehung auf die Herzogthümer eingeschlagen haben. Im Jahre 1846 legte der deutsche Bundestag einen sehr energischen Protest gegen das Attentat der dänischen Regierung ein, Schleswig seinem Verband mit der deutschen Provinz Holstein zu entreißen und es dem dänischen Reich einzuverleiben. Heute unterzeichnen zwei deutsche Großmächte ein Potocoll, in welchem eine viel schlimmere Eroberung Dänemarks gutgeheißen und garantirt wird, die Eroberung Holsteins. Gegen alles früher bestehende Staatsrecht und mit der schreiendste» Verletzung aller deutschen Interessen wird uns also eine der für unsre Entwickelung wichtigsten Provinzen cütrissen, der Angabe nach auf immer, und die Form, in der diese Staatsvcrändcruug ausgeübt wird, ist fast noch verletzender, als die Sache selbst. Der König von Dänemark legt seinem dänischen Reichstag die von den Großmächten garantirtc Thronfolgeändcrung vor, uud als in diesem Reichstage selbst die Bemerkung gemacht wird, das; vielleicht von Seiten der Herzogthümer ein Einspruch geschehen könne, antwortet der Minister des Königs, das wäre vollkommen gleichgiltig. Also vollkommen reckt- und schutzlos sind zwei unsrer besten Provinzen einer fremden Krone, einem fremden Volk Unterthan geworden. Wir wissen sehr wohl, was das Recht der vollendeten Thatsachen bedeutet, uud hegen über unsre nächste Zukunft nicht die geringste Illusion; allein wir halten es doch für nothwendig, die öffentliche Aufmerksamkeit immer anf's Neue wieder auf diesen Punkt hinzulenken, damit man keinen Augenblick vergißt, daß wir doch in unsrer Zukunft noch heilige Pflichten zu erfülle» haben. —
Geschichte der schönen Literatur in Spanien, von Georg Ticknor. Deutsch mit Zusätzen herausgegeben von Nicolaus Julius. 2 Bde. Leipzig, Brockhaus. — Die romantische Schule hat viel dafür gethan, die spanische Literatur in Deutschland wenigstens in den Kreisen, auf die sie Einfluß ausübte, populär zu machen; sie hat aber für die wirkliche Kenntniß derselben im Ganzen wenig gethan, da sie gleich von vorn herein von falschen Tendenzen ausging. Weil sie nämlich in der spanischen Literatur dasjenige fand, was in Deutschland fehlte uud was sie duukcl als deu Hauptvorzug einer Nationallitcratur empfand, obgleich sie selber redlich das Ihrige dazu beitrug, es für Deutschland unmöglich zu machen, den innigen Znsammenhang der Kuust mit den sittlichen, religiösen uud politischen Vorstellungen der Nation und in Folge dessen einen ausgeschriebenen Styl, so ließ sie sich dadurch auf eine Weise impo-