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Gebänden umgeben; die Hinterfront ist, wenn auch nicht angebaut, doch so dicht vorl eiuer Mauer begrenzt, daß der Anblick behindert ist, der übrigens den der vordern Seite lange nicht erreicht. Ans dem Platz steht außerdem der frühere bischöfliche, jetzt königliche Palast, ein mächtiges Gebäude im Renaissancestyl, und zwischen ihm und dem Dom die frühere kaiserliche Burg, klein, aber ein interessantes Denkmal der Vorzeit. Die Erzbischvse residiren in einiger Entfernung auf einem kleinen Platze, in einem ansehnlichen Gebäude, das aber Nichts von der fürstlichen Pracht dessen besitzt, das ihre Vorgänger als geistliche Souveraine bewohnten.
Die weitherrschende Länge der Michaelskirche auf der Spitze des Berges verlockte mich heraufzusteigen, und in gewisser Beziehung ist sie der Besichtigung nicht unwerth. Besonders ist der Gegensatz zum Dom interessant. Dort die höhere Einfachheit einer glaubensmächtigen Zeit, hier die schwülstige Ueberladeuheit, flitterhaste Pracht und weichliche Sinnlichkeit, wie sie den Katholicismus des vorigen Jahrhunderts charakterisiren. Die Michaelskirche ist von den Bischöfen jener Epoche in der vollsten Ueppigkeit des Nococogeschmacks ausgeschmückt worden. Diese Gemälde iu der süßlichen und sinnlichen französischen Art, gold- strotzende Sculpturen, die heilige Juugsrau im Costum einer Hosdame vou Versailles, eiue abgemagerte Christusfigur umhaugen mit einem carmoisin-seidneu Mantel -— ein Geschlecht konnte hier seine Andacht suchen, welches mit dem Raffinement des Genusses selbst die Buße umgab. Auf deu plumpen Pfeilern sind kleine Fresken, neuerdings aufgefrischt, die Leiden und Prüfungen des heiligen Otto, dessen Grab iu de.r Kirche ist, bei seiner Bekehrung der Pommern darstellend; diese gänzlich rohen Abbildungen sonderbarer Legenden erscheinen neben dem verfeinerten Ungeschmack des Ucbrigen vou einer forcirten Naivetät. Die vornehme Welt mochte sich an ihnen erbauen, wie sie heutzutage iu anderer Beziehung, wenn sie der Salvnnovelle müde ist, die Dorfgeschichte zur Hand nimmt.
Ich stieg noch zur Altenburg hinaus, die eine halbe Stnnde südlich vor der Stadt liegt; die Bnrg selbst hat nur ein historisches Interesse. Philipp von Schwaben siel hier vou der Hand Otto's von Wittclsbach. Das Zimmer, in dem der Kaiser, beim Schachspiel sitzend, ermordet wurde, wird gezeigt, uud auf dem jetzt gedielten Fußboden ist mit einem rothen Kreuz die Stelle bezeichnet, wo er zu Boden gefallen sein soll. Man hat von der Höhe besonders, wenn man den runden Thurm ersteigt, eine wahrhast herrliche Aussicht. — Unter sich die Stadt vom Michaelsberg zum User der Regnitz herabfallend, die malerisch gezackten Berge der fränkischen Schweiz zur Rechten, vor'sich das weite, fruchtbare Mainthal, die blauen Umrisse der Nöhn am nördlichen Horizont, nach allen Seiten einen freien Blick in weite Ferne, das wundervolle Ponorama des Frankenlandes breitet sich vor den Füßen des Beschauers aus. Noch einen letzten