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gemeinsam die versprochene Hauptschlacht zu liefern. Daß Napoleon in der ihm eigenen hochmüthigcn Unterschätznng seiner Feinde an eine solche Möglichkeit gar nicht gedacht hat, ist der Hauptgrund, daß er die Schlacht vbn Waterloo so total verloren hat. Was Napoleon auch hier wieder in seinen Memoiren über einen Gronchy ertheilten Befehl sagt, sich zwischen Blücher und Wellington zu werfen, wird schon durch die Depesche Soult's an Ney vom 17. aus Fleurus widerlegt, worin mitgetheilt wird, daß die Verfolgung auf den beiden Straßen von Gembloux und Namur angeordnet sei. Zur Verfolgung waren Grouchy. 33,000 Mann untergeben, nämlich die Corps von Gerand und Vaudamme, die Diviston Teste, uud die Cavallerie von Exelmans und Pajol. Die beiden Letzteren waren schon früh gegen Namnr und Gembloux aufgebrochen, aber die übrigen Corps standen so weit zerstreut, daß sie Grouchy erst gegen Abend bei Point dn jour vereinigen konnte. Wegen der grundlos schlechten Wege, denn ein heftiges Gewitter hatte die ganze Nacht hindurch getobt, uud der Re.geu den fetten flandrischen Boden in Sumpf verwandelt, tounte auch Gronchy erst Nachts 10 Uhr Gembloux erreichen, wo er Halt macheu mußte. Ueberhaupt ließ sich eine besondere Energie oder große Erfolge bei dem Verfolgen nicht erwarten; zum Erstern fehlte es den Truppen an der nöthigen Frische; was sich am meisten erholt hatte, mußte der Natur der Sache nach gegen den noch nngeschwächten Wellington verwendet werden, während Gronchy's Mannschaften zum großen Theil bis Abends zehn Uhr im Feuer gestaudeu hatten; hinsichtlich des Zweiten ist zu berücksichtigen, daß die Preußen, durch Napolevu's Zögeru bereits einen bedeutenden Vorspruug hatten, und daß sie zwar geschlagen, aber vom besten Geiste beseelt, zwar um ein Sechstel vermindert, aber in keiner Weise zerrüttet waren.
Während nnn Napoleon Blücher wenigstens für die nächsten Tage abgethan glaubte, wendete er sich mit den ihm noch übrigen 30000 Mann zu Ney uud rückte mit 72000 Mann auf der Brüsseler Straße dem langsam sich zurückziehenden Wellington nach, der gegen Abend des 17. mit 68000 Mann eine Stellung vor der Waldung von Sogue uahm. Die schlechten Wege und aufgeweichten Felder hatten jedes lebhaste Drängen unmöglich gemacht, da an ein Manövriren neben der Chaussee nicht zu deuten war, und die Ermüdung der Truppen in Folge des anstrengenden Marsches und des den ganzen Tag niederströmendeu Regens verbot jeden Angriff für diesen Tag.
Unsre Betrachtungen über die Schlacht von Waterloo, das Gefecht von Wavre müssen wir auf einen zweiten Artikel aufsparen.
Grenzboten. IV.
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