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Die Schlacht von Waterloo und die Franzosen.
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Hände voll zu thun hatte, und daß dasüber den Haufen wsrfen" einer gleich starken Anzahl englischer Truppen unter Wellington, an dem sich schon so viele französische Marschälle versucht hatten, keine leichte Sache war, die man zum Früh­stück abmacht, um dann noch zum Vesperbrvd eine zweite Armee auf einem andern Schlachtfelde mit verzehren zu helfen.

Man müßte in der That eine sehr geringe Meinung von Napoleons Feldherrngenie haben, wollte man ihm zutrauen, daß er wirklich einen solchen Befehl gegeben, obgleich er ihn selbst in seinen Memoiren als Anklagegrund gegen Ney anführt. Er ist vielmehr als eine der vielen Unwahrheiten zu betrachten, mit denen der gestürzte Kaiser in der Bitterkeit des Exils das von dem eigenen Hochmuth ver­schuldete Mißgeschick zu beschönigen suchte. Die documentarischcn Beweise stellen die Sache anch ganz anders dar. In dem Ordrebuch des Marschall Sonlt (des Generalstabchcfs) sind nur vier am 16. Juni Ney ertheilte Befehle verzeichnet. Erst der dritte spricht von einer Entsendung nach Ligny, sobald Ney die vor ihm stehenden Truppen geschlagen habe. Der Befehl ist von zwei Uhr Nachmittag datirt, und erwähnt eines früheren ähnlichen mit keinem Wort. Die vierte Ordre befiehlt bestimmt, gegen die Rechte der Preußen zu manövriren. Sie ist von V^. Uhr datirt, konnte bei den drei Stunden Entfernnng von Ligny bis Frasne frühestens halb fünf bei Ney eintreffen, so daß dieser, da ein Armeecorps sich doch nicht so schnell wie ein einzelner Mann herum drehen kann, schwerlich vor ^9 Uhr Napoleon Hilfe leisten konnte, selbst wenn er Truppen zum Detachiren übrig gehabt hätte. Mau muß also Ney vo» jedem Vvrwnrf der Pflichtversäumniß freisprechen. >

Kehreu wir jetzt uach Liguy zurück, um zu sehen, was Napoleon selbst zur Vervollständigung seines Sieges that. Der Kampf hatte so spät geendet und die Truppen waren so ermüdet, daß für die Verfolgung während der Nacht uicht viel geschehen konnte. Napoleon selbst ritt nach Flenrus, um zu schlafen, und bestellte Grvuchy nächsten Morgen, um mit ihm die weiteren Maßregeln zur Ver­folgung zu besprechen. Da aber die Truppen nach den großen Anstrengungen vom 13.16. durchaus läugercr Nuhe bedurften, nahm der Kaiser am 17. den Marschall erst mit auf das Schlachtfeld, besichtigte die preußischen Positionen, sprach über die politischen Zustände von Paris, und über alles Mögliche, nur nichl über die Verfolgung des FeindeS. Endlich gegen Mittag befahl er einige Bewegungen gegen Quatrebras und ertheilte dann Grouchy die allgemeine Ordre,Blücher auf den Ferseu zn folgen und seine Niederlage zn vervollständigen." Da Blücher's OperatiouSbafis Namur wurde, so vermuthete man, daß er sich dorthin gezogen, und diese Vermuthung wurde dadurch bestärkt, daß man früh aus der Straße nach Namur eine preußische Batterie weggenommen hatte. Blücher aber hatte den nie genug zu lobenden kühnen Entschluß gesaßt, sich von seiner Opcrations- bafis zu Itreuuen, und sich über Wavre mit Wellington zu vereinigen, um