Beitrag 
Die Schlacht von Waterloo und die Franzosen.
Seite
247
Einzelbild herunterladen
 

247

zu machen. Er kannte Napoleon's Pläne nicht nicht die Stärke der ihm gegen­überstehenden Streitkräfte, nicht die Beschaffenheit des Terrains, wo er Angesichts des Feindes manvvriren sollte. Anch, scheinen die ihm ertheilten Befehle ziemlich confnö gewesen zn sein, und der Disposition seines Corps sehlte es an Klarheit und Bestimmtheit. Nachdem sich Ney bis zwei Uhr srüh mit Napoleon besprochen, eilte er, ohne zu schlafen, nach Gossclies zum Grafen Reille, und ließ dann durch seinen ersten Adjutanten, Oberst Heymes, die verschiedenen Regimenter mustern, um wenigstens einige Einsicht in die Zahl und Eigenschaften der Soldaten und Officiere dieses einen Corps zu gewinnen. Mehr konnte er nicht thun. Die Truppen waren den ganzen vorherigen Tag bis spät in die Nacht im Gefecht oder aus dem Marsch gewesen, und mußten daher nothwendiger Weise erst aus­ruhen, essen, die Gewehre reiuigen, sich wieder mit Munition versehen, und so weiter Beschäftigungen, die recht gut einen halben Tag in Anspruch nehmen konnten. Außerdem waren zwar Ney jene 46,000 Manu zugewiesen, aber sie standen noch weit aus einander, und wurden sogar zum Theil seinem Befehle ent­zogen. Erlon's Corps vou 24,000 Mauu und das 'dritte Cavalleriecorps unter Kellermann standen noch weit zurück bei Marchienne-an-Pont; Lefevbre Des- nonetteö war zwar näher, erhielt aber durch Napoleon Befehl, sich dem Nest der Garde anzuschließen. Neille, der der Nächste war, stand erst vor Gosselies, drei Stunden von Quatrebras, und uur mit einer Avantgarde hatte Ney bis Frasne vorauseilen köuneu. Dieselben Verhältnisse, die Napoleon, der doch eben so viel Gründe zur Beschleunigung hatte, abhielten, bei Ligny Vormittags anzugreifen, fallen bei Ney eben so schwer in die Wagschale.

In Folge der Entziehung einer Division vou Neille's Corps (Girard), die Napoleon an sich zog, und des langen Ausbleibens von Kellermann und Erlon hatte Ney, als er um 2 Uhr seinen Angriff begann, nnr etwa 18,000 Mann zn verwenden. Zwar standen ihm nnr 8, oder höchstens -10,000 Mann Engländer entgegen, aber diese waren so zn sagen uur die erste Linie eiuer Armee vou 60 und nvthigenfalls 80,000 Mann, die sich colonnenförmig von Brüssel als Reserve heranschob. Es war daher gar kein Wunder, daß Ney in den ersten Stunden keinen erheblichen Eindruck machen konnte; dennoch gewann er Terrain, aber schon trafen ans der andern Seite Reserven ein, welche das Gleichgewicht mehr als wiederherstellten. Zwar erschien endlich anch der größte Theil von Keller- mann'ö schwerer Reiterei ans dem Schlachtfelde, aber auch die Engländer erhielten immer neue Verstärkungen, so daß ste zuletzt Ney das verlorene Terrain wieder abnahmen, weil ste nach dem Einrücken der zwei Brigaden englischer Garde ent­schieden die Uebermacht erhielten. Erlon's Corps, das wenigstens das Gleich­gewicht wieder hätte herstellen können, bewegte sich, bald Befehlen Ney's, bald Befehlen Napoleon's gehorchend, zwischen Frasne und Ligny hin nnd her, ohne in's Gefecht zu kommen. Es geht daraus hervor, daß Ney in Quatrebras alle