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Berliner Kunstausstellung.
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wenigstens hebe er die unangenehmen Eigenthümlichkeiten nicht stärker, als jene hervor; das hat aber Herr Gentz offenbar gethan; daß alle Leute an der ägyp­tisch-nubischen Grenze so häßlich sind, glaube ihm eiu Anderer. Behauptet er's trotz dem, so mochte er sie in den Bildcratlas einer beschreibenden Erd- und Völkerkunde zeichnen, aber in der Form eines Kunstwerkes durste er sie uns uicht vorführen.

Girardez. Eine Frau mit zwei Kindern, vom Schneesturm im Gebirge übereilt uud vvn Mönchen gerettet. Eine der erstarrenden Kälte nur noch mit Mühe widerstrebende Frau hat eiu kleines Kind auf dem Arme, ein älteres deutet auf die in der Ferne zur Rettung herbeieilenden Mönche. ' Die iu halber Erstarrung bläulich gefärbten Gesichter und Hände, das gebrochene Ange der Mutler machen eben keinen angenehmen Eindruck, doch hilft uus die außerordentlich lebendige Darstellung schnell in die Situation hinein, so daß wir über dem Ergreifenden das Unangenehme vergessen. Das Bild ist durchweg von feinster Naturwahrheit iu den Figureu sowvl, als in der trüben, die Hand­lung vortrefflich erläuternden Schneestimmung der Landschaft.

Da unter den Landschaften der diesjährigen Ausstellung eine große Zahl solcher ist, die uns in fremde Himmelsstriche führen; so unterziehen wir sie einer gemeinsamen Besprechung. Es lassen sich viele Maler verleiten, alles Frappirende, eigenthümlich Wirkende einer fremden Natur Bildern darzustellen, ohne daran zu denken, ob sie zngleich etwas allgemein Verständliches geben. Daher kommt es, daß uns viele dieser Bilder zwar ein Interesse, aber oft nur ein wissenschaftliches oder curioses einflößen, der geringere Theil spricht verständlich zu unsrer Empfindnng.

So geht es uus namentlich mit mehrereu Bildern von Bellermann; es liegt nicht in der Fremdartigteit der dargestellte» Natur, weshalb wir bei ihnen nicht warm werden; Bellermann hat sonst bisweilen, und auch auf ciuem Bilde uusrer jetzigen Ausstellung (die Guachero-Hohle iu der Provinz Cnmana) uus die Amerikanische Landschaft poetisch klar dargestellt. Es liegt in der zu starken Be­tonung mancher Eigenthümlichkeiten jener Zouen, in einigen Bildern geradezu in einem zu bunten Kolorit, das übrigens durchaus nicht wahr zu sein scheint, da > wir es in einigeu vou Bellermanu's früheren Bilderu eben so wenig, wie iu seinen mitgebrachten Studien uud Skizzen finden.

Geyer dagegen, iu seinen Griechischen nnd Asiatischen Bildern hat seine Aufgabe meist vortrefflich gelöst, aber die Bilder behagen uns uicht alle iu gleichem Maße, wir heben als besonders gutTrapezunt, Atheu, Philä, Ein Arabisches Dorf, uud Livadische Ebene" hervor; in einigen anderen ist Manches, das wir nicht gerade schön finden; aber es ist uns wenigstens Alles wahrscheinlich. Hier erwähnen wir auch eines sehr reizenden Bildchens von

Graeb, Theater von Taormina, das in kleinem Maßstabe eine höchst delicate, aber verhältnißmäßig massive und entschiedene Behandlung zeigt.