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Berliner Kunstausstellung.
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Bleibtreu, Vernichtung des Kieler Turner- uud Studenten­corps bei Flensburg, zeigt zwar noch eine gewisse jugendliche Unbeholfenheit in der Komposition, namentlich in der Anordnung der Gruppen; aber die ein­zelnen Motive sind fast durchweg gut, einzelne Gestalten, z. B. der Führer des Corps, vortrefflich. Was namentlich wohlthut, ist dieses: mau sieht, daß jede Figur wirklich empfunden ist. Der Mangel des Bildes liegt nicht im Unver­mögen, sondern in der Uncrfahrenheit.

Menzel, ein Concert auf Sanösouci 17 t>0. Menzel hat sein Talent in eine Zeit verwiesen, deren Darstellung zwar der Schönheit nicht genügen kann, dafür aber unendlich viel Anziehendes im Gebiete des Charakteristischen nnd Pi- qnanten bietet. Aus diesem Felde bewegt sich der Künstler mit so vollkommener Freiheit nnd Leichtigkeit, daß wir mit ihm bald darin zu Hause sind und über der lebendigen Originalität seiner Figuren nicht zur Reflexion über Puder uud Perrücke kommen. Wie fein nuancirt ist die Aufmerksamkeit und Nichtanfmcrk- samkeit aller Anwesenden aus das solo" des Königs ausgedrückt. Es

würde uus zu weit führen, wollten wir aller dieser vortrefflichen Figuren einzeln gedenken; wir erinnern nur, nicht weil wir sie gerade für die beste halten, son­dern weil sie besonders schlagend ist, an den Lehrer des Königs, Quauz. Die Lichtstimmuug ist eben so wirksam als harmouisch ausgedrückt, die Technik dem Inhalt angemessen, da es bei einem Gegenstaude, der einfache Schönheit aus­schloß, sich überall nicht svwol um feine Präcision der Linien, als um frappaute Wirkung handelt. Was wir bei Menzel'S Technik besonders anerkennen müssen, ist dieses, daß die große Freiheit und Leichtigkeit derselben niemals der Feinheit der Durchführuug schadet, ein Zeichen, daß ihm die Technik und Mittel geblieben. Sollen wir znm Schluß noch einen Tadel aussprechen, so wäre es der, daß der Kopf der Markgräfin von Bayreuth durch einen bräunlich trüben Ton etwas aus dem Uebrigeu herausfällt. Lag eiu besouders verschiedenes Kolorit in Absicht des Künstlers, so ging er diesmal darin zn weit; auch ist der Kops weuiger fein modellirt, als die übrigen.

Meier heim hat eine ziemliche Anzahl von Bildern auf der Ausstelluug die wir, da sie im Ganzen denselben Charakter haben, zusammen besprechen. Meicrheim hat sich eiumal das naive Genre erwählt, in dem er der Liebling des Publicnms geworden, uud iu dem er allerdings nicht geringe Vorzüge hat. Seine Bilder sind wirklich alle mehr oder weniger naiv empfunden, und in der Phan­tasie lebendig geworden; die bloße Naivetät wird aber doch mit der Zeit lang­weilig, wenn sie sich nicht in jedem Individuum anders gestaltet, und das ver­missen wir. Kinder uud Alte haben selten rechte Originalität, sie sind meist Repräsentanten der Allgemeinheit. Dies spricht sich anch iu der Form aus, die ebenfalls meist ohne rechten Charakter ist. Die Lentc sehen alle nett und gemüthlich aus, aber weiter wisse» wir nicht viel von ihnen. Wie wenig wir