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Berliner Eindrücke
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merksames Pnl'licnm dadurch geschaffen, d,aß es die älteren komischen Opern von Dittersdorf, Cimarosa, Fioravauti zc. wieder aufgenommen hat. Ist auch in dem Styl dieser Musik Manches veraltet, und mnß man sich zuweilen auch mit einiger Mühe durch die Dürre und Langweiligkeit des Textes durcharbeiten, so bort man darin doch echte Musik, uud in unsrer Zeit, wo wenigstens bei den Deutschen das Talent zur komischen Musik so unendlich dürftig ist, muß es daher als ein dankenSwertheö Unternehmen bezeichnet werden, wenn man die Aufmerksamkeit auf diese theilweise ganz vergessenen Leistungen wieder hinlenkt. Die Aus­führung entspricht im Ganzen den Anforderungen, die man an dieses Genre zn machen berechtigt ist. Frau Küchenmeister-Nudersdorf eignet sich dnrch Spiel uud Gesang vorzugsweise für diese Gattung, uud einige sehr branchbare Komiker stehen ihr treulich zur Seite. Außerdem bat dieses Theater jetzt eine italienische Oper eugagirt, als deren gläuzeudste Sängen» wir Signora Fodor ,mit Freuden in Berlin begrüßen. Sonst scheint sich das Theater wie anch die übrigen kleineren Bühnen vorzugsweise auf die Localposse zn legeu. Zu weiteren Leistungen dinften anch die Kräfte kanm ausreiche». Was sich das neue König­städter Theater für eine Tendenz setzen wird, ist noch nicht bekannt. Je mehr sich indeß alle diese Theater aus ein ganz bestimmtes Genre einschränken, desto bessere Leistungen dürften wir zu eiwarteu babeu, uud desto größer» Nutze» dürfte die Kunst davou ziehe». Wir müsse» nothwendiger Weise, wenn wir uiit innrem Theater vors.breiten wolle», das Beispiel der Pariser nachahmen, denen eS nicht einfällt, daß ei» u»d derselbe Schauspieler, selbst wen» er nach allen Seite» hin die gleiche Be,äluguug in sich trägt, in Beziehung ans Ansbildung nnd Styl allen GaMnigeu gereebt werden tonnte. Auch in der Kunst ist eine Tlieilnng der Arbeit von uuendlichem Gewinn. In diesem Falle müßte das königliche Schau­spiel die Rolle des Tl'LÜtre Fransig übernehmen und sich vorzugsweise mit dem Studium klassischer Stücke beschäftigen. Freilich müßte dann in der Answahl der mitwirlenden Kräfte mit eineni größern Plan z > Weite gegangen werden, als jetzt der Fall zu seiu scheint. Herr v. Hülseu hatte bei dem Anlritt seines Amtes mit vielen Feindseligkeiten zn kämpfen; jejzt scheint »r bei dem Publicum wesentlich gewonnen zu habe». Ob das, was er bis jetzt für das Schauspiel ge­than hat, diesen Beifall vollkommen rechtfertigt, möchte ich doch »och bezweifeln. Die männlichen Darsteller schreiben sich fast ausschließlich noch ans der alten Zeit her. Sie sind hier im Schauspiel uustreilig der bessere Theil, wälrend in der Oper das (5>>tgegengesetzte der Fall ist. Die Schansp^elerinnen, mit Ausnahme der Frau Crelinger und einiger Anderen, die znr gu,en alten Zeit geboren, sind meistens erst in der nenern Zeit engagirt worden. Nun fällt zunächst ans, daß das Aeußere dieser jnngen Künstlerinnen einen so erfreulichen Vtudruck maebt, wie man es nicht leicht auf eiuer andern Bühne finden wird. Fräulein Bierock, Fränlei» Fuhr, Fräulein Bernhard, Fräulein Ahrens, ganz ungerechnet die Schon-