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Transiten vergrößert, wie das in der Mitte war, und das Ganze wird immer noch eine Fläche von 30 Morgen bedecken. Die Transepte und Cvrridore des neuen Aaues sollen historische Galerien der Bau- und bildenden Kunst aufnehmen, gebildet aus Muster-" werken, Abgüssen uud Modellen der berühmtesten Bild- und Bauwerke aller Zeiten und Völker, von den Scülpturen und Palästen von Ninive bis zu den Wunderbauen des Mittelaltcrs. Auch die beiden Ncstaurationslocale sollen diesem Zweck dienen. Das eine wird nach dem Muster eines pompejanischen Hauses gebaut und eingerichtet, das andere nach dem Löwcnhos, dem schönsten und berühmtesten Theil der Alhambra in Granada.
' Ein anderer Theil des Gebäudes ist zu ethnographischen Museen bestimmt, nnd hier werden die verschiedenen Völkerschaften in ihren eigenthümlichen Trachten, mit ihren Waffen und ihrem Hausrath neben ihrer vaterländischen Hütte zu sehen sein. Um das Bild noch vollständiger zu machen, werden die verschiedenen Hütten mit den Bäumen und Gewächsen der fraglichen Länder umgeben, große und kleine Thiere des Heimathlandes werden in der Nähe zu erblicken sein, und selbst in der Gestaltung des Erdbodens wird man die Wirklichkeit nachahmen, so daß man hier gewissermaßen eine Reise im Zimmer durch die entlegensten Theile der Erde machen kann. Professor Latham und andere fachliche Autoritäten stehen der Einrichtung dieser Museen vor.
Außer diesen der Unterhaltung und Belehrung gewidmeten Sammlungen wird der Glaspalast eine Wcltmcsse, einen Ricsenbazar für die Erzeugnisse aller Nationen enthalten. Es soll nicht blos eine Ausstellung sein, sondern ein permanenter Verkaussplatz,. wo aus allen Ländern der Erde die Producte der menschlichen Industrie zusammenströmen, um einen Käufer zu finden. Gewiß ein im höchsten Grade großartiger Plan! Der Hügel, auf dem der Krystallpalast steht, wird terrassirt und mit Statuen und Springbrunnen verziert. Unmittelbar vor das Gebäude kommen zwei Springbrunnen mit 200 Fuß hohen Strahlen. Die ganze Umgebung wird in einen schönen Park verwandelt, und namentlich pflanzt man immergrüne Sträucher und Bäume. Auch dieser Park wird der Wissenschaft dienstbar gemacht, indem die Pflanzen systematisch geordnet werden.
Musik. — Der tüchtige Komponist und ausgezeichnete Klavierspieler Julius Emil Lconhard wird Leipzig, wo er sich seit einer langen Reihe von Jahren ausgehalten, verlassen, um einem Ruft an das Münchener Conscrvatorium zu folgen. Lconhard hatte sich in früheren Jahren der lebhaftesten Freundschaft und Theilnahme Mendelssohn's zu erfreuen, der ihn bei vielen Gelegenheiten auszeichnete und dem nur zn bescheidenen Künstler Gelegenheit bot, hervorzutreten. Wegen später erfahrener Vernachlässigungen mag er sich damit trösten, daß ihm die Fremde die Anerkennung zu Theil werden ließ, die der hier wenig protegirte Künstler zu erringen nicht im Stande war. Sein letztes großes Werk ist ein Oratorium: „Johannes der Täufer/' zu dessen Aufführung er hier vergeblich alle Mittel in Bcweguug'setzte. Gedruckt wurde zuletzt von ihm bei PeterS ei» großes Quartett für Pianvfvrtc, Violine, Viola und Cello, ein Werk voll tiefer Sinnigkcit, hohem Ernst und lebhaftem Schwung. Wir machen bei dieser Gelegenheit anch aufmerksam auf sein großes Trio für Pianoforte, Violine und Cello in das schon vor mehreren Jahren erschien. Eine Sinfonie in LmoII wurde im Gewandhaus und in der Euterpe mit vielem Beifall aufgenommen.