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Einige Glossen zum System des Constitutionalismus.
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'deutificiren, basirt ist, und daß überall in den neuen Provinzen, (eine rein histo­rische Bezeichnung, die als eine Jujnrie zu nehmen, von Seiten der Rheinländer wol der Gipfel der Absurdität ist,) wv die katholische Kirche herrscht, wo sie also mit dem Anstand in Verbindung steht, und wo sie wenigstens die Fähigkeit zum ultramoittanen Princip in sich trägt, daß überall hier die schwache Seite Preußens sich findet, die den Feinden Preußens offen steht. In den ehemals polnischen Provinzen ist im Munde des Volks deutsch und protestantisch identisch. Herr v- Radvwitz, angeblich ein gnter Preuße, mußte sich vor seinen Glaubensgenossen Ui Frankfurt mit großer Anstrengung deswegen entschuldige», daß er sich nicht sur Polen, sondern für Prenßen auösprach. Wie der rheinische Ultramontanismus gegen Preußen gesinnt ist, zeigt die Deutsche VvltShalle, uud endlich ist es aus­gemacht, daß die Ceutralpuukte der Gegner Preußens sich in Wien und München finden. Diese thatsächliche Lage wird nicht leicht wegzuläugne» sein, uud sie mit französischer Frivolität durch die Toleranz des Coäe I^rpolvon zn überdecken, ist doch wol nicht mehr zeitgemäß. Die französischen Aufklärer glaubten den Katho- iicismnS dadurch zu beseitigen, daß sie ihn auslachten. Aber er hatte die ganz richtige Ansicht: Wer zuletzt lacht, lacht am besten, uud so sehen wir jetzt in Frankreich das erbauliche Schauspiel, daß sich Legitimisten und Napoleonisten, Adel uud Bourgeoisie.wetteifernd unter dem Mantel der alleinseligmachenden Kirche verkriechen. Mail hat die katholische Kirche häufig unterschätzt. Sie ist eine große, eine kolossale uud gefährliche Macht, um so gefährlicher, da sie geistiger Natur ist, da ihr Einfluß auf dem Gemüth beruht; und wenn wir fragen, wie sich der preußische Staat dieser gerade in unsrer Zeit im vvlleu Glauz ihrer alten Ansprüche wieder auftretenden Macht gegenüber verhalten soll, so ist die Antwort: entschieden feindlich! wobei sich von selbst versteht, daß die strenge Beobachtung der Gesetze, mögen sie im Coucordat, oder im Landrecht, vdcr im Code, oder in der Verfassung stehen, gegen die katholischen Bürger des Staats dadurch uicht im geringsten alterirt wird. Preußens Macht in Deutschland beruht zwar nicht ausschließlich, aber zu einem sehr großen Theil auf den pro­testantischen Sympathien, die zwar zuweilen hinter dringenderen Fragen zurück­treten, aber immer aufs Neue wieder zum Vorschein kommen. Ohne diese Sym­pathie wäre die Hinneignng zn Prenßen in den letzten Jahren trotz aller Ver- staudesdeductioueu unmöglich gewesen. Freilich ist uuscr Protestantismus sehr, verschieden vom Protestantismus der Krenzzeitnng, und der heuchlerische, kopf­hängerische Pietismus, den man jetzt au viele» Orten zu befördern sucht, ist Uttsrem moralischen wie »»srem ästhetische» Gefühle im höchsten Grade zuwider. Aber selbst er ist noch immer nicht so schlimm als der Jesuitismus. Es liegt, und das möge sich die Kölnische Zeitung merke», eben so im Interesse der libe­ralen Katholiken, die zwar Gott in der Weise ihrer Väter verehre», aber uicht die liebenswürdige Zeit der Ketzerprocesse und der päpstlichen Allgewalt wieder "