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Neffe Ramean's. Die Oper ward in der Nacht fertig, und am folgenden Abend nach Paris geschickt, wo' sie bald im italienischen Theater aufgeführt wurde. Mavollier und Dnri machten einige Veränderungen daran und ließen ihren Namen auf den Zettel setzen. ' Cazotte erhielt blos freien Eintritt dafür und Ra- meau gar nichts. Von wie vielen seiner Zeitgenossen mochte Ramecm nicht ausgebeutet worden sein! — Die Literatur liegt hier im Argen, denn trotz der politischen Apathie und trotz der Grabesstille, welche in der Tagesprcsse herrscht, kann doch »cben dem politischen kein anderer Gedanke aufkeimen. So ist es auch begreiflich, daß die Publicationen der verschiedensten Art spurlos vorübergehen, und daß nur Bücher wie Proudhou's: I^a rsvolution soLi-üs uud Hugo's UaMvon le Mit, wirkliches Aussehen machen. Trotz des Verbotes von Hugo's Pamphlet cursirt es bereits in vielen tausend Exemplaren, und wird mit einer Begierde ver- Ichlungen, welche der Neiz des Verbotes natürlicherweise steigern muß. Proudhon betrachtet die Ereignisse von einem höhern Standpunkte, er giebt eine Philosophie der Geschichte des zweiten Decembers; Victor Hugo hingegen hat nicht aufgehört, Parlcimaun zu sein. Proudhon weist die Nothwendigkeit der letzten Ereignisse Fortentwickelung der Revolution nach; Victor Hugo hält sich an die Kleinheit der Helden. Pr.oudhon ist Kritiker, Victor Hugo ist Dichter und sucht dem Gefühle der allgemeinen Entrüstung sein beredtes Wort zu leihen. Victor Hugo's Buch läßt sich als eine unbewußte Znsammenstellung alles dessen geben, ^cis über Louis Bonaparte und sein Verbrechen wie über seine Mitschuldigen ^ Frankreich gesagt worden. Stellenweise erhebt er sich znr Leidenschaft, und sein beredter Zorn erreicht dann die Größe der Kläglichkeit dessen, was Frankreich seine neueste Geschichte nennen muß. Ich halte es für nothwendig, den deutschen Lesern, denen die französischen Bücher, wenigstens das von Hugo, leichter zugänglich ist, als uns hier, diese Bemerkungen zn machen, weil sie den Eindruck schildern, den Proudhon uud Hugo hier machen. ^) Proudhvu spricht mit Ruhe, Mweilen mit Resignation, aber seine Ironie ist noch schneidender, weil sie aus dem Wesen der gegenwärtigen Verhältnisse entspringt und ganz objectiv ist. Victor Hugo^kann die Reminiscenzen seiner Jugend-Poesie nicht vergessen, er vergöttert noch immer Napoleon den Großen. Proudhon greift den Onkel an, und bringt eine Auseiuandersetzung der cultur-historischen Nichtigkeit desselben: den Neffen beseitigt er mit einem Worte: es sei ihm ein reicher Onkel in Amerika gestorben. »Vn onels mort aux iles!" Die Franzosen verschlingen beide Brochuren mit Heißhunger, und Hugo's Bnch geht reißend nm den Preis von zehn Franken ab. Das Wichtigste in beiden Büchern ist die Conclnsion. Hngo wie Proudhon anerkennen die sociale Bedeutung der Rolle Louis Bonaparte's. Das Großartige
*) Auf diesen Punkt macht auch die Redaction vorzugsweise aufmerksam; im Uevrigen möchte die „socialistische" Lösung doch immer uoch die gesuchte Wurzel einer Gleichung zehnreu Grades sein.
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