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zweifeln, daß dies möglich ist. Der spanische Absolutismus erlebte im Jahre 1808 den schmählichsten Banquerout; seiner Wiederausrichtung nnter Ferdinand VII. verdankt das Land namenloses Elend. Die Nation hat einen siebenjährigen Bürgerkrieg durchgemacht, um ihn durch repräsentative Staatseiurichtungen zu ersetzen. Versuchte Jsabella, jetzt zu ihm zurückzukehren, so würde die erste Folge davon eine baldige Erneuerung der Versuche des Karlismus, und das Ende blutiger Erschütterungen doch wieder eine Herstellung der Verfassung sein, allerdings nach völliger Zerstörung der in den letzten Jahren gewonnenen Resultate materiellen Wachsthums. Die Verfassung ist in Spanien bei weitem noch nicht so stark, um gegen den.Übeln Willen des Königthums ihre Sicherung in sich selbst zn finden; das Königthum gefährdet aber mit jedem Schlage gegen die Verfassung die Basis, auf der es steht, und seine Zukunft. Denn die coustitutionellen Ideen sind tief in die gebildeten Kreise des spanischen Volkes gedrungen; uud darin liegt eine größere Garantie ihres definitiven Obfiegens, als in der unzuverlässigen und tumültuarischen Betheiligung der Massen an der Politik. Wie leicht diese sich zu sreiheitsfeiudlichen Zwecken ködern lassen, zeigt die Geschichte, der letzten Jahre in Frankreich. In dem Kampfe mit der ganzen gebildeten Meinung eines Landes wird auf die Dauer aber jede Negierung den Kürzeren ziehen. Der unbeugsame Widerstand, den die spanische Presse seit 1843 gegen die ihr gewordene Verfolgung geleistet hat, ist allein schon ein genügender Beleg dafür, wie fest die liberalen Principien in den höheren Schichten der Gesellschaft wurzeln. Die Preßstrafen in Spanien sind unverhältnißmäßig groß und werden von den Gerichten rücksichtslos in Anwendung gebracht. Geldbußen bis zu 2000 R. und darüber, sind keine seltenen Erscheinungen. Daneben sind einzelne Acte gewaltthätiger Ahndnng seitens der Verwaltung nur zu häufig vorgefallen. In der Feindseligkeit gegen die Presse kamen sich alle Ministerien seit dem Sturze Es---' partero's ziemlich gleich; dieselbe bildet eine der dunkelsten Seiten der Amtsführungen des Narvaez. Bravo Murillo hat nnn alle seine Vorgänger weit hinter sich zurückgelassen und durch die gesetzwidrigsten und härtesten Decrete den unabhängigen Journalismus zu tödten gesucht, ohne jedoch bis jetzt sein Ziel nach Wunsch erreichen zu können. Die Madrider Oppositionspresse, obwol verfolgt, bestraft, confiscirt in maßloser Weise, behauptet noch immer das Feld und bekämpft die Pläne des Ministeriums. Ein so zäher Widerstand wäre undenkbar, wenn diese Blätter nicht durch die aufopferndste Thätigkeit ihrer Parteigenossen unterstützt würden.
Das liberale System hat übrigens, trotz der Kämpfe und Umwälzungen, welche seine Einführung begleiteten, Spanien bereits große und unbestreitbare Vortheile gebracht. Der materielle Aufschwung, eine Folge der neuen Gesetzgebung , giebt sich in allen Zweigen der nationalen Thätigkeit kund. Die Regierung hat seit mehreren Jahren viel gethan, um gemeinnützige Unternehmungen