245
trnmmerung dieser Welt auf die Souverainetät des sittlichen Ideals eine nene reiche Welt aufzubauen getrachtet. Sie, hielten mit gleicher Strenge Gott und dem Menfchen die Nothwendigkeit einer bessern Welt im Himmel oder aus Erden entgegen. In der Poesie.konnten diese Rechtsansprüche nur im Einzelnen und daher, wcun auch mit lauterem Ton, doch wesentlich in einer bescheidenern Haltung ausgeführt worden. Was wollte die Kühnheit, mit der sich Fanst, Werther, Karl Moor u. s. w. der bcsteheuden Wcltordnnng gegenüberstellten, gegen die triumphirende Siegesgewißheit sagen, mit der Fichte in seiner „Bestimmung des Menschen" dem lieben Gott das Reich des Ideals octrouirtc! Die Dichtung mußte endlich zur Resignation kommen. In der ersten Ausgabe seiner „Götter Griechenlands" nahm sich Schiller der verloren gegangenen Schönheit mit einer gewissen Leidenschaft an. Seine sehnsüchtige Liebe zum Altcrtbnm war zugleich ein Haß gegeu die christliche Barbarei. In der zweiten Ausgabe kommt er zu dem Resultat, daß, was unsterblich im Gesang leben solle, im Leben uutergehen müsse. Diese Idee zieht sich wie ein rother Faden durch seine gestimmte Poesie. Die idealen Gestalten, sein Posa, Max und Thetla, die Jungfrau u. f. w. sind das nothwendige Opfer des Lebens. Daß in diesem von den Bedingungen der Welt, geschiedenen Idealismus eine gewisse Schuld liegt, hat er z. B. iu seinen Briefen über Dou Carlos mehr instiuktmäßig herausgefühlt, als wirklich dargestellt. Ganz dasselbe Verhältniß findet bei Goethe' statt. Götz, Egmont, Leonore, Migno», Ottilie u. s. w. gehen unter, weil sie zu gnt für diese Welt sind, üud wenn der Untergang nicht wirklich stattfindet, so wird er durch eine schmerzliche Resignation ersetzt, wie das Lebewohl der Jphigcnie. Das schmerzliche Bewichtsein dieser allgemeinen Resignation führte zu der Vorstellung, die ideale Welt im Gebiet der Kunst als eine vollkommen vom Leben geschiedene für sich darzustellen; eine Idee, die dnrch die forcirte Genialität des Weimarer Treibens verstärkt, und durch die romautische Schule mit aller Breite und Verbissenheit einer einseitigen Dvctrin in kritischen nnd poetischen Werken ausgeführt wurde. Wir wissen sehr wohl, daß in dieser Periode unsrer Dichtung anch die Versuche einer entgegengesetzten Tendenz nicht fehlten, wie z. B. in „Hermann und Dorothee"; es kommt uns aber hier nur auf die Hauptnchtuug an, uud diese war gauz entschieden, der Glanbe, daß das Schöne nicht wirklich sei, uud daß daher die Kunst die Aufgabe habe, es aus eigener Kraft hervorzubringen, wieder nicht sür die Wirklichkeit, sondern lediglich für sich selbst. Mit dieser Trennung vom wirklichen Leben l'äugt die Gleichgültigkeit, ja selbst die Abneigung gegen die bestimmte Nationalität uud deren sittliche Voraussetzungen zusammen; jenes Traumleben unter den Göttern Griechenlands, jene Erneuerung der antiken Formen, Z. B. auch in der Baukunst unter ganz ungünstigen und widersprechenden Verhältnissen, weil man es für unaustäudig hielt, zu bauen, um zweckmäßig zu wohnen, und es vielmehr für die Ausgabe der Bankunst betrachtete, eben so wie für